Ihr drittes Album "Circus Colossus" haben die Finnen LEVERAGE am Start. Stilistisch bewegen sie sich diesmal noch mehr im Fahrtwind des Melodic Metal ihrer Landsleute SONATA ARCTICA und STRATOVARIUS. Allerdings ziehen auch mehr Bombast-Elemente in den Sound ein und rufen Reminiszensen zu Formationen wie HEAVENLY, CELESTY oder FAIRYLAND auf den Plan.
Gleich der erste Track nach dem Intro "Wolf And The Moon" ist solch ein symphonisches Prachtstück, das die Fans eines ordentlichen orchestralen Bombasts lieben werden. Allerdings sorgen eine starke Hookline und eine tolle Mainmelodie auch dafür, dass es nicht zugekitscht wird. Bei "Movie Gods" wird weniger Wert auf Orchesterelemente, sondern mehr auf mitreißende Chöre gelegt. Es erinnert mich ein wenig an EUROPEs Melodic Hardrock der Mitt-Achtziger. Melodie und Konstrukt sind jedoch auch hier wieder klasse und schmeicheln mit ihrer Eingängigkeit und den Harmonien den Gehörgängen. Bei "Worldbeater" halten sich knackige und groovige Metal-Parts und die Keyboardteppiche ungefähr die Waage. Ins Ohr geht der Song genauso gut wie seine Vorgänger. Außerdem hat er ein Wahnsinns-Gitarren-Keyboard-Solo. Einfach spitze! In Sachen Melodien und Einprägsamkeit haben LEVERAGE nichts dem Zufall überlassen.
Die beschriebene Marschroute zieht sich durch das gesamte Album. Es wird eine sehr gelungene Vereinigung aus Melodic Metal, Symphonic Metal und Melodic Hardrock geschaffen. Das Album strotzt nur so vor klasse Melodien, bezaubernden Chorälen, hervorragend ausgearbeiteten Höhepunkten und eingängigen Hooks und Harmonien. Als einzigen Vorwurf müssen sich die Finnen gefallen lassen, dass es mitunter ein wenig überproduziert klingt – mit einer offensichtlich starken Zielsetzung auf unbedingten Erfolg. Aber wenn sie dabei derart tolle und mitreißende Songs abliefern, kann ich das nicht negativ werten.
Der geneigte Melodic-Metal-Fan wird auf "Circus Colossus" keinen Ausfall finden. Dafür aber noch weitere Tracks, die durch ihre fantastischen Melodielinien und Refrains zünden können. Diese sind unter anderem noch "Rider Of Storm", "Legions Of Invisible" oder "Broken Wings" - und damit wir uns nicht falsch verstehen: trotz opulenter symphonischer Elemente und Mitsingchorälen halten LEVERAGE durch den Groove und das Gitarrenspiel immer noch die Anteile des Metal hoch.
Auf der technischen Seite habe ich nicht das Geringste zu bemängeln. Alle Musiker liefern eine einwandfreie Arbeit ab, allen voran der charismatische Sänger Pekka Heino. Es ist auch sicherlich nicht einfach, hier die optimale Mischung zwischen Groove, Melodien und Bombast zu finden, besonders um nicht in schmalzige Gefilde abzudriften – den Finnen ist es meines Erachtens aber gelungen. So darf man neben der professionellen handwerklichen Arbeit auch durchaus das annähernd perfekt durchdachte Songwriting loben.
FAZIT: "Circus Colossus" ist einfach ein klasse Melodic-Metal-Album. Wer eine gewisse Akzeptanz für symphonische Elemente und gelegentliche Ausflüge in Melodic Hardrock-Bereiche mitbringt, sollte hier ganz schnell zugreifen. Viele bessere Werke habe ich an der Schnittgrenze dieser Genres bisher nicht gehört. Wer mit Bombast und Chorälen im Metal nichts anfangen kann, macht freilich einen Riesenbogen um das Album – und liest diese Rezension wohl auch erst gar nicht.
LEVERAGE haben sich gegenüber dem Vorgänger "Blind Fire" nochmal steigern können und etablieren sich nun endgültig in den vorderen Rängen des melodischen Metals.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.12.2009
Pekka Lampinen
Pekka Heino
Torsti Spoof, Tuomas Heikkinen
Marko Niskala
Valtteri Revonkorpi
Spinefarm Records
48:06
11.12.2009