Mehr als ein halbes Jahrzehnt waren sie vom Erdboden verschwunden, als 2007 das fünfte Album “Emotional Coma” erschien. Neuer Sänger, neuer Sound, dämonisches Artwork.
2009 sind LION’S SHARE wieder im Rhythmus. “Dark Hours” versteht sich ganz offenkundig als direkte Fortsetzung zur Vorgängerscheibe. Der dreizackköpfige Dämonenmann mit den Kettenarmen, ein Geschöpf wie aus Clive Barkers Träumen entsprungen, grüßt wieder recht freundlich vom Coverartwork, und obgleich der Pop-Appeal von IRON MAIDENs Maskottchen Eddie noch nicht erreicht wird: Hier soll offenbar eine Marke aufgebaut werden.
Wie um die verlorenen Jahre aufzuholen, steigen die Mannen um Mastermind Lars Chriss auch gleich heftig ein. “Judas Must Die” wettert mit ultrasimplen Riffs gegen die Sanftmut, ohne aber zu unterfordern oder zu langweilen. Das mag auch an der charismatischen Stimme von Patrik Johansson (ASTRAL DOORS, WUTHERING HEIGHTS) liegen, der zwar nach wie vor auf DIO-Pfaden wandert, damit aber nichts anderes tut als die Band selbst, weshalb er sich wunderbar in das große Ganze einschmiegt. Sein kratziges Organ verleiht den wichtigen Stellen Nachdruck und sorgt dafür, dass so manches, was bei anderen Bands eintönig klingen würde, hier zum Headbangen motiviert.
Das massive Tempo wird zwar nicht ganz beibehalten, aber wenn wie in “Heavy Cross To Bear” die atmosphärischen Chöre oder in “The Bottomless Pit” der Groove ausgepackt werden, so tut das der Abwechslung nur gut. Insbesondere, weil der Sound selbst sich nicht sehr abwechslungsreich gestaltet, was an den dominanten (was sonst, wo der Gitarrist zugleich der Bandkopf ist?) Gitarren liegt, die hell knarzen, in Soli zwischendurch mal wiehern wie ein Pferd und dann zur rhythmischen Untermalung quaken wie ein Donald Duck in Rage.
Insgesamt jedoch gelingt ein gutes Gleichgewicht zwischen wildem Geschredder, druckvollem Pressing und kurzen sphärischen Zwischenspielen, manchmal sogar eingängigen, melodisch prägnanten Refrains, wie einer in “Space Scam” zu hören ist.
Veredelt wird die Instrumentarbeit übrigens unter anderem durch Conny Pettersson von ANATA am Schlagzeug und Michael Romeo von SYMPHONY X an der Gitarre.
FAZIT: Obwohl LION’S SHARE auf dem Gesangsposten sehr gut besetzt sind, merkt man der Produktion einmal mehr ihre Fokussiertheit auf die Gitarrenarbeit an. Patrik Johansson spielt erneut die zweite Geige hinter Lars Chriss. So ist auch “Dark Hours” erwartungsgemäß wieder ein gitarrendominiertes Melodic Metal-Album geworden, das ungeachtet seiner zahlreichen Soli sehr riffangetrieben ausfällt. Und das nicht einmal sonderlich komplex oder neuartig. Aber das muss auch gar nicht sein, denn Feuer weiß die Scheibe unter dem Hintern zu entfachen, das steht ganz außer Frage. Man darf sich auf 2011 freuen und den dann mutmaßlich erfolgenden dritten Auftritt von Dreizackkopf mit Kettenarmen. Spätestens dann wird es Zeit für einen Namen... nennen wir ihn Ketti?
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.03.2009
Sampo Axelsson
Patrik Johansson
Lars Chriss, Michael Romeo
Conny Pettersson
Blistering Records
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27.03.2009