Keiner wusste Anno 1987, wo er diese Band aus langhaarigen, von Kopf bis Fuß tätowierten Bikern, die so seelenvoll und endlos geil losrockten, hinstecken sollte, als diese in L.A.s quirliger Rock-Szene auftauchten. Keines der seinerzeit gängigen Genres wollte so recht passen. Erinnern wir uns kurz mit Grausen: Das waren diese Zeiten, als "Stadionrocker" vom Schlag BON JOVIs und BRYAN ADAMS' mit ihrem miefigen Mainstream-Rock die letzten aufrechten Rocker einzuschläfern versuchten. Damals, als modisch völlig verschrobene "Sleaze"- oder "Glam"-Gestalten der Welt den letzten Nerv raubten.... als die Frage nach dem Friseur und der Haarspray-Marke des Sängers wichtiger war, als jedes Riff. In diese grauenerregende Zeiten platzte damals eine Band namens LITTLE CAESAR und brachten den puren Rock'n'Roll zurück in das Business. Fünf geschlechtsteil-orientierte Prolls, wie sie die Welt seit dem Tod von AC/DCs Bon Scott nicht mehr gehört hatte und die den Rock'n'Roll in vollen Zügen lebten. Völlig klar, dass so eine Band relativ schnell ausgebrannt war: Zuviel Schnee, zuviel "Mr. Jack", zu viele Weibergeschichten und zu viele Streitereien ließen das Personalkarussell viel zu schnell drehen. Kurz und heftig rockten LITTLE CAESAR - zwei Longplayer und eine EP lang...
...und nun sind sie wieder da, leider ohne ihren Riffmaster Apache, aber ansonsten in Originalbesetzung. Gleich mit ihrem Opener "Same old story" steigen LITTLE CAESAR in "Redemption" ein, als sei die Zeit stehen geblieben. "Supersonic" setzt den garagenmäßigen, rotzigen Rock fort - zwei kurz und knackig produzierte Abrocker, ein perfekter Einstieg. "Loving you is killing me" ist mit schnoddrigen Riffs und einem eingängigen Refrain ein erstes dickes Ausrufezeichen. Sänger Ron Young hat offenbar nichts verlernt. Mit "Witness stand" folgt einer der stärksten Songs auf "Redemption" - musikalisch irgendwo zwischen den frühen AC/DC und DAN BAIRD verortet.
Für Balladen hatten LITTLE CAESAR von jeher ein Händchen... der Titeltrack "Redemption" setzt die Tradition ihrer Power-Balladen wie "Midtown" oder "I wish it would rain" fort. "Sick and tired" und "Real rock drive" sind wieder purer, geradliniger Rock'n'Roll, bevor mit "That was yesterday" erneut eine ganz starke Ballade für Gänsehautschauer sorgt. "Every picture tells a story" ist für mich das Highlight auf "Redemption". Die Nummer hat einen irren Zug, der an die stärksten Songs des genialen Debütalbums erinnert. "Just like a woman", eine akustische Nummer zum Ausklang, versteht es mit gefühlvollen Slide-Fills ein bezauberndes Delta Blues Feeling zu erzeugen. Viel zu schnell ist diese abwechslungsreiche, niemals Längen erzeugende Scheibe durchgelaufen.
FAZIT: Auch wenn auf "Redemption" die ganz großen Hooklines des selbstbetitelten Debütalbums, einer der besten Rockscheiben der 80er und 90er Jahre, fehlen: LITTLE CAESAR ist ein beachtliches Lebenszeichen gelungen. Songs wie "Chain of fools", "Drive it home" oder "Cajun Panther" schüttelt man auch nicht einfach so aus dem Ärmel. Leider Gottes ist es LITTLE CAESAR nicht gelungen, für das starke "Redemption" ein potentes Label an Land zu ziehen und so etwas ist einfach eine Schande...
---
Dieses Album ist hierzulande m. W. derzeit nur als Download bei amazon.de zu beziehen.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 31.08.2009
Fidel Paniagua
Ron Young
Loren Molinare, Joey Brasler
Tom Morris
Dirty Deeds
40:55
27.07.2009