Rezensenten ließen bisher kein schlechtes Haar an LONG DISTANCE CALLING, die nach ihrem Debüt „Satellite Bay“ und der Split-CD „090208“ mit LEECH ihr zweites Werk abliefern. Die Münsteraner arbeiten auf „Avoid The Light“ nicht mit Neuartigem, sie spielen genau das, was sie auf ihren bisherigen Werken mit großer Überzeugungskraft in Ton gegossen hatten: Intrumentalen Post Rock der gehobenen Sorte, jene Musik, über die sich keine Coolness-Freaks die Modemäuler zerreißen.
Zeit zum Atmen geben LONG DISTANCE CALLING ihren Kompositionen, die jeden Freund vom Strophe-Refrain-Korsett in den Wahnsinn treiben dürften. Gitarre, Schlagzeug und Bass wogen auf und ab wie Wellen, durch die sich kleine Melodien zum großen Gefühl aufschwingen. Dabei gehen LONG DISTANCE CALLING mitunter härtetechnisch Wege, die man von Bands dieser Spielart nicht unbedingt erwartet. Das Quintett brettert zwar nicht grad mit Metal-Attitüde durch ihre Songs, doch bringen ein paar harte Gitarren (wie bei „Black Paper Planes“ oder „I Know You, Stanley Milgram!“) eine angenehme Dynamik ein, die Labsal für alle ist, denen der Post Rock zu dicht am Ambient wandelt. Im Gegensatz zum neusten Werk von FROM MONUMENT TO MASSES („On Little Known Frequencies“) liefern LONG DISTANCE CALLING nicht bloß technisch einwandfrei umgesetzte, soundtechnisch detaillierte Sound-Monstren ab, sondern emotionale Musik, die mit den warmen Farben des Covers harmoniert. Die bei „359°“ eingesetzten Streicher sind nicht bloß aufgeblasenes Gehabe, sondern dezente Gänsehauttreiber – und genau hier wird klar, dass diese Band vielen ihrer Kollegen im Geiste etwas voraus hat, nämlich das Gespür dafür, ab wann das Aufschichten und Übereinanderlegen von Sound und Noten des Gefühl erstickt; LONG DISTANCE CALLING erkennen diesen kritischen Augenblick stets rechtzeitig und erschaffen so lebendige Post-Rock-Nummern ohne nach außen gekehrten Tontechnik-Fetisch.
FAZIT: Mit großer Leichtigkeit wird „Avoid The Light“ Anklang finden beim Post-Rock-Volk. Technisch perfekt und gleichzeitig emotional sind nicht viele Vertreter dieser Zunft, weswegen dieses Album ein klares Sommer-Highlight darstellt. Dass Jonas Renkse von KATATONIA einen Song des ansonsten instrumentalen Albums eingesungen hat, sei hier nur noch der Form halber erwähnt.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.04.2009
Jan Hoffmann
Jonas Renkse ("The Nearing Grave")
David Jordan, Florian Füntmann
Janosch Rathmer
Reimut von Bonn (Ambience)
Superball Music
54:52
24.04.2009