“Zwischen Hochgefühl und Verzweiflung”: Der Albumtitel des dritten Werks der kanadischen Funeral-Doomer trifft die Stimmungen gut, die von diesen fünfzig Minuten dunkler Liedkunst hervorgerufen werden. Wo andere Bands des Genres sich konsequent in tiefster Lichtlosigkeit suhlen, spendieren LONGING FOR DAWN dem Hörer durchaus erhebende Passagen – beinahe im wahrsten Sinne des Wortes, denn die bandtypischen Soundscapes, die sich unter die gewaltigen Moll-Eruptionen der Gitarrenfraktion mischen, vermitteln dem Hörer ein Gefühl, in höchste Himmelssphären abzudriften, losgelöst von weltlichem Schmerz über endlosen Weiten ins Nichtendenwollende zu entschweben. Natürlich ist das kein Freudengefühl im klassischen Sinne, aber doch ein tröstlicher Gedanke, der wie ein erleichternder Ausstieg aus Leid und Leben aufzufassen ist. Party-Mucke bieten LONGING FOR DAWN also immer noch nicht. Aber wer braucht so etwas schon, wenn es der Gefühlswelt nach echten Empfindungen abseits von eingängigen Oberflächlichkeiten dürstet…
Die Änderungen im Soundbild der Kanadier sind marginal, „Between Elation And Despair“ schließt nahtlos an „A Treacherous Ascension“ an. Einige Ambient-Passagen weisen jedoch neue Einflüsse auf, wie z.B. bei „Our Symbolic Burial“, bei dem Mönche im schwarzen Funeral-Doom-Gewand in meditativem Singsang zu vergehen scheinen. Die Industrial-artigen Sounds, die langgezogenen Blechbläser (?) im Hintergrund , deren Klagelaute sich mit gefühlvollen Gitarrenleads vereinen, das alles sind kleine Bausteine, welche dieses Album anreichern und über das Mittelmaß hinausheben.
Ansonsten bekommt der Genrekenner die volle Breitseite an Gewohntem geboten: Überlange Kompositionen, Gitarren und Schlagzeug in Superzeitlupe und erhabene Melodien des Untergangs. Stefan Laroches Growls dröhnen immer noch unter dreißig Zentimeter dicken Blei hervor und die gesprochenen Passagen klingen seltsam entrückt und apathisch. Vielleicht fehlen dem Album ein oder zwei klar gesungene Passagen, um noch etwas mehr Abwechslung einzubringen.
FAZIT: Die dritte Scheibe der Kanadier lässt keine Wünsche für Genrefans offen. Funeral Doom darf keine schnelllebige Kost sein, weswegen Breaksüchtige und BPM-Junkies die Finger von „Between Elation And Despair“ lassen. Funeral-Doom-Süchtige und stiloffene Düster-Liebhaber hören aber gern Probe; LONGING FOR DAWN haben sich mit ihrem todlangsamen Ambient-Doom eine eigene kleine Nische erschaffen, die es auszukundschaften gilt.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.03.2009
Etienne Lepage
Stefan Laroche
Frederic Arbour, Simon Carignan
Francois C. Fortin
Frederic Arbour (sound manipulation)
Grau
52:13
03.04.2009