Mit ihrem fünften Album schlagen MADDER MORTEM einen Bogen zurück zu den ruppigeren „All Flesh Is Grass“-Zeiten und nehmen dabei einiges mit, was diese norwegische Band auf „Deadlands“ und „Desiderata“ auszeichnete – „Eight Ways“ ist ein weiterer eigenwilliger Schritt, der das brachiale früherer Zeiten vereint mit den experimentelleren Gothic-Nummern der jüngeren Bandvergangenheit. Progressiver sind MADDER MORTEM geworden, haben dabei aber nichts gemein mit technischen Griffbrettflitzereien und prätentiösen Kompositionen.
Die Herren um Frontfrau Agnete M. Kirkevaag präsentieren ihr neues Werk in einem natürlichen, organischen Sound, der die tiefgestimmten Gitarren (ohne „Nu-Alarm“) und das wuchtige Schlagzeug mit zünftigem Wumms inszeniert. Musikalisch sind MADDER MORTEM noch immer schwer zu verorten und für einige Hörer trotz vieler eingängiger Momente nicht leicht zu verdauen. Typisch sind die tiefen, schroffen Riffs, teils mit einem mörderischen Slow-Mo-Groove ausgestattet, die dezent vertrackt lärmen und auf unglaublich luftige Schwebe-Arrangements mit ergreifend schönen Melodien treffen. Agnete M. Kirkevaag säuselt zwar auch engelsgleich, doch die stimmgewaltige Frontfrau kann auch ganz anders: Von bewegter Romantik über kühlen Gesang aus der Jazz-Bar bis hin zu vollkommen entfesseltem, beinahe schon psychopathischem Furien-Geschrei beherrscht die Dame ein weites Spektrum, das für die Musik von MADDER MORTEM wie geschaffen ist.
„Eight Ways“ zeichnet zermalmende Breitwandportraits und hat gleichzeitig einen äußerst differenzierten Blick für ruhig-beunruhigende Parts, Details, kleine Ideen und Vertracktheiten, die sich nach und nach herausschälen. MADDER MORTEM lassen sich nicht vergleichen und vollbringen das Kunststück, einfach nur nach sich selbst zu klingen, was eine Eigenschaft ist, die heutzutage fast schon ein Alleinstellungsmerkmal in der Metal-Szene ist. Lockere Rhythmen vermengen sich mit brutaler Urgewalt, warme Melodien mit harten Dissonanzen, schleppender Doom mit kitschfreien Gothic-Anleihen, Alternative Rock mit Härte an der Grenze zum gefühlten Death Metal.
FAZIT: MADDER MORTEM erhalten sich ihren Eigensinn und sollten den Konsens-Hörer zünftig vor den Kopf stoßen. Dabei kreieren die Norweger keinen abgefahrenen Kunst-Sound, sondern einen trotz vieler Zutaten sehr homogenen Musikrausch, der gegen Ende leider etwas die genialen Momente der ersten Albumhälfte missen lässt. Nichtsdestotrotz ist „Eight Ways“ eine der herausragenden Veröffentlichungen des Jahres. Hoffentlich bleibt diese Band nicht ewig bloß Kritikerliebling…
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.05.2009
Tormod L. Moseng
Agnete M. Kirkevaag, BP M. Kirkevaag
BP M. Kirkevaag, Odd E. Ebbesen
Mads Solås
Peaceville / SPV
64:25
22.05.2009