Eigentlich hatte ich ja schon mit Black Metal abgeschlossen, aber in Anbetracht der Tatsache, dass dermaßen viele überdurchschnittliche Scheiben aus diesem Genre in den letzten Monaten herausgekommen sind, ist meine Begeisterung neu entfacht. Black Metal ist ja heute ein Sammelbegriff, der von Avantgarde-Bands wie den begnadeten CODE oder ANAAL NATHRAKH über relativ leicht verdauliche Kost Marke MARDUK oder DARK FUNERAL bis hin zu Bands wie aktuelle SATYRICON oder SARKE geht, die mit ihrem aufs Minimum reduzierten puren Ansatz überzeugen. Ein weites Feld also, dieser oder jener wird jetzt quengeln, was erlaubt ist, Black Metal genannt zu werden und was nicht, aber mir geht es bei der Definition eigentlich weniger um Äußerlichkeiten und Szenepolizisten, sondern um das vermittelte Gefühl der Kälte, Bösartigkeit, Einsamkeit, Leere und Hoffnungslosigkeit, das eben obige Bands vermitteln.
Black Metal Bands gehören untrennbar zu Skandinavien, seiner Natur, Bergen, Eis und Schnee, MALFEITOR kommen nun aus dem zumindest in Norddeutschland als sonnig und warm bekannten Italien, eigentlich schlechte Voraussetzungen, um obiges Gefühl zu vermitteln, aber die vier Herren schlagen sich dafür beachtlich. Nach nur zwei Auftaktakkorden ballern sie rasend schnell und gnadenlos in bester DARK FUNERAL und MARDUK-Tradition aus den Boxen ohne den Hörer eine Erholungspause im Blast-Dauerfeuer zu gönnen. Erst im dritten Song „Mysterious, Mystical, Majestic“ greifen die Bremsen leicht und geben Raum für eine düstere Atmosphäre, die musikalisch beinahe melodiös im Refrain mit unheilvollem Sprechgesang gipfelt, bevor das Gaspedal wieder durchgetreten wird. Dieses Wechselspiel aus schnellen atemlosen Ballersongs und schleppender Kälte betreiben MALFEITOR noch öfters, so dass für ausreichend Abwechslung gesorgt wird. Persönlich gefallen mir die langsameren Songs mit ihrer kalten Todesatem wie „Typhonian Gods“ und „Void Of Voids“ besser, aber auch wer es stumpf auf die Zwölf mag, liegt bei „Incubus“ sicher richtig. Als Rausschmeißer dient noch eine derbe Ambient- und Drone-Keule, die förmlich danach schreit, alle Regler auf 10 zu drehen um bei den Nachbarn alle Zweifel am eigenen Geisteszustand zu bestätigen.
FAZIT: Der Zweitling von MALFEITOR ist mit unüberhörbaren Reminiszenzen an die Urgroßväter DARK FUNERAL und MARDUK trotz Überlänge eine kurzweilige Angelegenheit geworden. Die Italiener punkten einerseits, da sie durchaus das Level obiger Bands halten können, etwas mehr Eigenständigkeit kommt glücklicherweise in den langsameren Songs durch, so dass „Incubus“ summa summarum vielleicht keine Überscheibe ist, aber gut rein läuft und sich in den letzten Wochen einen festen Platz in meinem Player gesichert hat.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.08.2009
M. Fabban
M. Fabban
Hell-I0-Kabbalus, Munholy
Atum
Agonia Records
54:33
31.08.2009