Da Thoralf die letzten drei Alben von MARTEN KANTUS besprochen hat, und in seiner Rezension zu „Airframe“ Worte des Bedauerns über das Scheitern „Pulmonaires“ äußerte, trete ich an, um die Ehre des freundlichen Werks zu retten...
Das Offensichtliche zuerst: wieder hat KANTUS alle Songs alleine eingespielt, wieder hat er die CD selbst produziert und wieder ist sie umsonst, besser noch für eine freundliche ideelle Gabe oder einen freiwillig zu entrichtenden Obolus, bei ihm selbst per Mail zu bestellen.
Lassen wir den seltsamen Tierspruch (siehe „Airframe“ Rezension) außen vor, so bleibt ein Instrumental-Album mit neun Stücken zwischen knapp drei und genau neun Minuten Länge. KANTUS hat nicht nur die keltische Harfe für sich entdeckt, sondern gibt auch der Klarinette Raum. Zwar schwebt immer noch der Geist MIKE OLDFIELDs unüberhörbar über den einzelnen Stücken – glücklicherweise allerdings jene Phasen in denen OLDFIELD genießbare Musik produzierte -, dank des Harfeneinsatzes bleiben natürlich auch Assoziationen zu ANDREAS VOLLENWEIDER nicht aus. Doch Kantus verzichtet bis auf wenige Ausnahmen („Davos“) sein Harfenspiel allzu offensichtlich in den Vordergrund zu stellen. Zudem besitzt er genügend Geschick und Geschmack allzu süßliche Exkurse zu vermeiden, statt dessen bringt vor allem der Klarinetteneinsatz Elemente jüdischer Musik ins Spiel.
Abwechslung bringt auch der Einsatz des „Garritan personal orchestras“, welches „Pulmonaire“ einen klassischen Anstrich verleiht, bzw. noch mehr an orchestrale Soundtracks gemahnt.
So überzeugt das Album in seiner ruhigen, gelassenen, aber keineswegs langweiligen, Mischung aus Klassik, Jazz, Weltmusik und wohl klingenden progressiv-rockigen Tönen im Gefolge MIKE OLDFIELDs und verwandten Musikern.
FAZIT: MARTEN KANTUS Musik reift mit jedem Album. So entwickelt er immer neue Facetten aus einer Musikrichtung, die ihre Höhepunkte bereits vor mehreren Jahrzehnten in MIKE OLDFIELDs „Ommadawn“, CAMELs „Snow Goose“ oder ein Jahrzehnt später ANDREAS VOLLENWEIDERs „Behind the Garden...“ fand. KANTUS verlagert Schwerpunkte, nimmt neue Instrumente und Einflüsse hinzu, setzt es auf seine eigene Art zusammen und schafft so einen fließenden Sound, der niemals zu meditativer Einschlaffhilfe verkommt. Ein paar Mal klebt er zu dicht an seinen Vorbildern, aber da er auch das gekonnt umsetzt (und aus dieser Richtung sowieso selten noch erbauliches kommt), können wir ihm das leichten Herzens verzeihen. „Pulmonaire“ braucht sich keineswegs hinter den beiden Vorgängern und dem folgenden „Airframe“ verstecken. Außerdem besitzt es den Vorzug fast jeder relevanten Musik: es wächst. Nicht selbstverständlich im weiten Feld harmonischen, instrumentalen Schönklangs.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.05.2009
Marten Kantus
Marten Kantus
Marten Kantus
Marten Kantus
Marten Kantus
Eigenproduktion
47:00
24.04.2008