Was diese vier Jungs aus Vancouver machen, das machen sie gut! Aus jeder Note tropfen zwar die großen Vorbilder des Hardrocks mit Eiern und Feeling, doch tragen MARY’S GUNNS ihre Oden an den Suff und die Mädels mit einem überschwappenden Eimer Herzblut vor, so dass man über eine mangelnde Eigenständigkeit für eine gewisse Zeit hinwegsehen kann. Groß variiert wird auf „Smuggler’s Cabaret“ nicht – der Albumtitel bezieht sich übrigens auf eine alte Bar desselben Namens, die im Süden „White Rocks“ in Grenznähe zu den USA liegt. MARY’S GUNNS haben sich ihre Sporen auch in eben jenen Spelunken verdient, in denen das Holz der Tresen nach Bier riecht und das Licht der Leuchtreklamen für alkoholische Leckereien sich mit dem dämmerigen Glimmen der verstaubten Lampen vereint.
Ohne einen einzigen balladesken Ton röhrt das Quartett seine schweißtreibenden Testosteron-Nummern in die Menge und verneigt sich dabei bis den zu Fußspitzen vor AEROSMITH und den BLACK CROWES, während mannhafte Gitarrensoli durch die Boxen jaulen, bluesige Leads die speckigen Songs auflockern und simples Schunkeldrumming fette Rockriffs begleiten. Sänger Wes Sheppard gibt sich jede Menge, seine Stimme der energetischen Instrumentalfraktion anzupassen und rotzt und kreischt sich genrekonform durch die zehn Nummern.
FAZIT: Bluesig krachenden Hard Rock mit Schmutz und Bier haben schon dutzende andere Bands produziert und nach einer Spielzeit von vierzig Minuten hat man für’s erste auch genug vom „Smuggler’s Cabaret“. Ohne Zweifel aber klingt dieses Debüt-Album erstaunlich frisch und sollte Innovations-Verächtern mit einem Faible für Schweiß, Bier, Mundharmonika und krachende Gitarrenkost auf jeden Fall süffig reinlaufen wie ein Pitcher frisch Gezapftes.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.01.2009
Kylan Prince
Wes Sheppard
Wes Sheppard, Shaun Arthurs
Corey Bryant
Wes Sheppard (Harmonica)
Eigenproduktion / Just For Kicks
41:53
12.01.2009