Die NASTY IDOLS haben es in ihrer ersten Karriere als Sleazeband bestenfalls bis in die zweite Reihe geschafft, zudem waren sie für die Stilart Ende der 80er/Anfang der 90er wohl auch zu spät dran, um auch außerhalb ihrer Heimat Schweden noch größere Aufmerksamkeit zu erhaschen. Auch der anschließende Versuch als (die besseren) MACHINEGUN KELLY verlief weitgehend unbeachtet. Dass die Band um die beiden Köpfe und Gründungsmitglieder Andy Pierce (vocals) und Dick Qwarfort (bass) kürzlich trotzdem einen neuen Anlauf genommen hat, überrascht dennoch nicht, schließlich ist gerade da oben im Norden schon länger eine kleine, wenn auch deutliche Renaissance des Genres in Gange.
Die Scheibe startet mit "Rock Out" richtig schön knackig, ein kompakter Groover in der Tradition der HANOI ROCKS und auch die Punk-Attitüde des Rotzrocks, der im letzten Jahrzehnt in Skandinavien mit den Erfolgen von Bands wie den BACKYARD BABIES eine beträchtliche Rolle gespielt hat, findet hier bereits wie auch allgemein bei den NASTY IDOLS seinen Niederschlag. Danach nimmt der getragene Titelsong dann aber etwas zu schnell bereits wieder an Fahrt raus und stampft langweilig vor sich hin. Hmm - ist das Pulver schon verschossen? Zum Glück nicht ganz, das punkige "Method To My Madness" (eine Coverversion und im Original von den Post-Punkern THE LORD OF THE NEW CHURCH) hat wieder mehr Feuer; die Nummer erinnert durch die leicht rauchige, durchaus Sleaze-typische Stimme von Andy Pierce auch irgendwie an KILL FOR THRILLS, die frühere Band von Gilby Clarke, falls die noch jemand kennt. Wenn man lieber im Norden bleiben will, kann man stattdessen auch gerne eine Prise der jungen D:A:D ausmachen. Und um das Namedropping noch weiter zu treiben: Dass das Quartett nicht nur optisch MÖTLEY CRÜE nahesteht, ist ja eh klar, und auch der Weg zu GUNS N' ROSES ist nicht sonderlich weit, wie sich an Songs wie "Crashlanding" ableiten lässt.
Die für die Stilart wichtigen Elemente sind im Sound von den NASTY IDOLS also sehr wohl vorhanden - die qualitative Distanz zu den Vorbildern lässt sich damit aber immer noch nicht überbrücken. Die Songs in der weiteren Abfolge sind sich insgesamt zu ähnlich, klingen meist dröge und kicken nicht richtig oder sind gar völlig belanglos wie etwa die Halbballade "Nite Like This"; zusätzlich werden die jeweiligen Refrains bisweilen mächtig überstrapaziert. Um die Spannung dauerhaft hoch zu halten, fehlt es deutlich an Kreativität im Songwriting. Trotz noch kurzer Lichtblicke wie dem wieder härteren "Evil One" reicht man zudem in Sachen Hooklines an momentane Trendsetter wie HARDCORE SUPERSTAR eben beileibe nicht heran.
FAZIT: Auch ihn ihrem zweiten (oder dritten?) Frühling reicht es für die (selbst erhoffte) skandinavische Ausgabe der Crüe nur zu punkigem Sleaze Metal von der Stange. Dieser bleibt ohne besondere eigene Merkmale und dürfte nur für eingefleischte Haarspray-Rocker von größerem Interesse sein.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.03.2009
Dick Qwarfort
Andy Pierce
Peter Espinoza
Rikki Dahl
Metal Heaven
47:08
27.03.2009