Es befremdet, dass NECROBLAPHEME den Verantwortlichen für die das Album durchwirkenden Samples und Synthesizersounds nicht nennen. Andererseits funktioniert der Death Metal der Pariser auch ohne derlei Künsteleien, denn er legt den Daumen hörbar auf Riffs und mit diesen geschickt aufrecht erhaltenen Songstrukturen.
Die Franzosen sind verspielt, aber nicht übertechnisch und reihen anders als die Mehrheit der Konkurrenz ihre Ideen nicht willkürlich hintereinander auf. Das Intro von "Destination" spricht diesbezüglich ein deutliches Wort, wenn sein Motiv nicht in einen atemlosen Knüppelkontext gestellt, sondern mit Bedacht vorm Hörer ausgebreitet wird, nur um dann eben nicht in die Vollen zu gehen (Geschwindigkeit, Virtuosität), sondern dem Song (bitte unterstreichen) seine Entwicklung einzugestehen - in diesem Fall ist es das energische "After All". Verschenkt hat man vor diesem Hintergrund die Möglichkeit, mit mehr Melodien zu arbeiten; auf diesem Sektor sind bemerkenswerte Momente dünn gesät, wie der geographisch ambivalente Death Metal (weder sonderlich europäisch, noch amerikanisch) der Band überhaupt einzig daran krankt, dass - bei aller Fokussierung auf die Konstituenten - eben diese Bestandteile nicht immer treffsicher ausfallen und der Gesang nur dem Genreüblichen entspricht.
Man kann also mit den schleppenden Passagen während "2h40 am" oder dem voranstürmenden und abwechselnd sabbatisch groovenden "Sorry For Us/Me" seinen Todesspaß haben, muss aber andererseits feststellen, dass die Atmosphäre, die NECROBLASPHEME evozieren, über das im Vergleich zum Genrerest bessere Songwriting hinaus nicht sonderlich konkret oder emotional intensiver ist, als Speerspitzen der jeweiligen Spielschulen es nicht bereits schon vorgemacht hätten. So kauft man mit der Scheibe zwar keine "Nulle", aber bloß ein für heutige Verhältnisse ziemlich ehrlich klingendes Death-Metal-Album, wie es sie abzüglich der liedschreiberisch aufgegangenen Gleichungen in jedem Katalog in Scharen zu erstehen gibt.
FAZIT: Abseits stilüblicher Bildsprache haben NECROBLASPHEME ein veritables Todesmetall-Album eingespielt, dessen Songwriting-Ambitionen diejenigen des momentanen Genrestandards überschreiten, aber nicht vollends umgesetzt werden. Die Pariser sind damit eine Band, die man für Größeres im Auge behalten darf.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2009
Xavier
Yann
Christophe, Lychar
Zoupa
Agonia Records / Twilight
36:09
05.12.2008