Zurück

Reviews

Neun Welten: Destrunken

Stil: Folk / Naturmystik / Klassische Musik

Cover: Neun Welten: Destrunken

Drei Jahre nach ihrem Debüt-Album „Vergessene Pfade“ bietet „Destrunken“ ein weiteres Mal die Möglichkeit, die eingetretenen Pfade des Alltags zu verlassen und auf eine musikalische Entdeckungsreise durch Wald und Wiesen aufzubrechen. Das Erstlingswerk der Thüringer Formation bekam seinerzeit auf dieser Website zwar eine gute Bewertung, der wahre Wert von „Vergessene Pfade“ stellte sich aber erst heraus, als die Rezension schon lange verfasst und die Monate und Jahre ins Land strichen, in denen NEUN WELTEN nicht von Plattenteller verschwinden wollten und sich „Vergessene Pfade“ als eines der wenigen Alben etablierte, die man immer und immer wieder auflegt und nicht wieder vergisst. So gesehen ist die „Vergessene Pfade“-Rezension damals viel zu nüchtern ausgefallen.

Musikalisch haben NEUN WELTEN ihren Weg beibehalten, wobei die lichten, lockeren Momente („Valg“) des Vorgängers quasi aufgegeben wurden. „Destrunken“ klingt düsterer und auch sperriger. Mit eingängigem Simpel-Folk haben NEUN WELTEN nichts am Hut – so abstrakt wie TENHI gibt sich das Quintett aber auch nicht. Der Spannungsaufbau der zehn Songs geht behutsam und äußerst geschickt von statten. Man lausche dazu „Destrunken I“ und „Destrunken II“: Akustische EMPYRIUM-Gitarren leiten den Zweiteiler ein, der Song steigert sich mit Streichern ins Elegische, um dann gehörig Geschwindigkeit aufzunehmen und in einer Art von folkloristischer Raserei aufzugehen (ohne Stromgitarren oder Verzerrung selbstverständlich). Gesanglich tut sich auf „Destrunken“ mehr als beim Debüt, doch Stimmbänder spielen immer noch eine untergeordnete Rolle. Anja Hövelmann und Meinolf Müller gehen nicht als Sangeswunder durch, treffen aber die Stimmungen der Songs perfekt.

FAZIT: Ernsthaften Folk und ohne Saufambitionen bietet „Destrunken“. Mystisch, herbstlich, vor Details nur so strotzend, erschaffen NEUN WELTEN einen Sound-Wald, der zwar weniger eingängig ausgefallen ist als der Vorgänger, aber nach gewisser Eingewöhnungszeit absolut verzaubert. Elegisch, beunruhigend, melancholisch und auch gern verschroben erklingt dieses Werk und vertont die Schönheit der dunkleren Jahreszeiten in Perfektion. Zwischen dunkler Folklore, Einflüssen klassischer Musik und kitschfreier Naturmystik nehmen NEUN WELTEN eine Ausnahmeposition ein.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.11.2009

Tracklist

  1. Frosthauch
  2. Destrunken I
  3. Destrunken II
  4. Jarknez
  5. Weites End
  6. Ewig Ruh
  7. Dämmerung
  8. Schein
  9. Der stille See
  10. Tau

Besetzung

  • Gesang

    Anja Hövelmann, Meinolf Müller

  • Gitarre

    David Zaubitzer, Meinolf Müller

  • Schlagzeug

    Marten Winter

  • Sonstiges

    Aline Deinert (Violine, Piano), Anja Hövelmann (Flöte, Klarinette), David Zaubitzer (Cello)

Sonstiges

  • Label

    Auerbach Tonträger

  • Spieldauer

    55:36

  • Erscheinungsdatum

    27.11.2009

© Musikreviews.de