Elftes Studioalbum für die britische Legende, die mit ihrem wavig bis folkigen, politisch und gesellschaftlich engagierten Rock Musiker querbeet durch die Genres beeinflusst hat. Aufregung ist Sullivan und co. im Alter völlig fremd geworden. Abgeklärt sind sie, auch wenn der einführende Titeltrack dem Hörer mit seiner Schroffheit gleich einen unverhofften Scheitel zieht.
Nein, mit Emo hat das nichts zu tun, auch wenn NEW MODEL ARMY immer eine gefühlvolle Angelegenheit waren, da man sich dringliche Themen und deren Rausposaunen im geschmackvollen und verhalten rebellischen Musikgewand zur Herzensangelegenheit gemacht hatte. Über die Jahre hinweg hat sich Behäbigkeit oder Konstanz eingeschlichen - je nachdem, wie man die Band bewerten möchte. An der Glaubhaftigkeit kann man nicht zweifeln, da die Jungs sich nie an den Mainstream verkauft haben und trotzdem auf treue Fans und mäßigen Erfolg blicken können, denn schließlich ist der Bandname nicht wenigen Menschen ein Begriff, die sich selbst nur sporadisch mit Musik befassen.
Was das alles mit dem neuen Album zu tun hat? Es sorgt für ausgewogene Ausleuchtung mit Licht und Schatten. Erscheint einem "Mambo Queen Of The Sandstone City" als sicherer und dafür etwas abgeschmackter Hit, hat man immer noch das tiefer gehender "Autumn" oder das sphärische Hightlight "North Star" zur Alternative. Auffallend ist die sorgsame Zusammenstellung der Songs hinsichtlich ihrer Dynamik, denn die zweite Hälfte der Scheibe ist ruhiger. Inwieweit die ambivalente Neuaufnahme des Sullivan-Solostückes "Ocean Rising" (zu hören auf "Navigating By The Stars") vom allmählichen Versiegen der bandeigenen Kreativität spricht, entscheidet der Fan selbst.
FAZIT: Bei NEW MODEL ARMY weiß der Hörer, was er bekommt. Ihre eindeutige Positionierung sucht in der heutigen Druckserzeit ihresgleichen, wo niemand sich mehr in gesellschaftspolitische Fettnäpfe reden möchte. Überraschungsarmer, zugänglicher Waverock, dessen Lyrics mindestens die Hälfte der Qualität ausmachen.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.09.2009
Nelson
Justin Sullivan, Nelson
Justin Sullivan, Dean White, Marshall Gill
Dean White
Michael Dean
Attack / Al!ve
55:54
25.09.2009