Dafür, dass NIHILING mit „M[e]iosis“ grad erst ihr Debüt veröffentlichen, haben sie schon jede Menge Aufmerksamkeit erregt. Die Band um den Deusch-Spanier Gorka Morales besteht laut Presse-Info aus fünf Jungs und einem Mädchen, wobei alle Protagonisten von NIHILING um die zwanzig Jahre alt sind. Diese Tatsache ist allerdings sehr beeindruckend, weil „M[e]iosis“ ein erstaunlich vielschichtiges und erwachsenes Werk geworden ist, das bestimmt nicht jeder Newcomer mal eben auf CD bannt. Das haben in der Vergangenheit auch schon andere so gesehen, weshalb ein Hamburger Musikproduzent die zweite EP des Sextetts im Jahre 2006 für lau abmixte, um der Band die Möglichkeit zu bieten, ein breiteres Publikum anzusprechen. Im Vorprogramm von Bands wie MONO oder den begnadeten DEAR JOHN LETTER hat man sich bereits seine Sporen verdient, und in Singapur erscheint angeblich das Debüt gleich als Special Edition.
Grob lassen sich NIHILING als Post Rock mit ein paar anderen, nicht sonderlich artfremden Einflüssen beschreiben. Auf der MySpace-Seite wird von einem „postrock-fake“ gesprochen. Als Fälschung sollte man NIHILING allerdings nicht betrachten, dafür wirken die elf Tracks auf dem Debüt zu echt und organisch. Die typischen Wall-Of-Sounds werden hier, teils getragen von harten, akzentuierten Riffs, genauso geboten, wie die ruhigen, soundscapeartigen Songs, die mitunter träumerische Qualitäten aufwarten, wie z.B. beim „A Flight Over An Arctic Mountain Ridge“, das mit ruhigem Ambient und glasklaren Gitarrentremolos zum Fantasie-Flug über schneebedeckte Berge einlädt. Gesanglich reicht das Spektrum von entrückt introvertiert über melancholisch eingängig bis zu entfesseltem Schreien, was unaufgesetzt emotional rüberkommt. Ihre Hits liefern NIHILING mit „Nascent“ und „Cataract“ gleich im Doppelschlag ab. Ersteres Stück klingt verdächtig nach TOOL, zweiteres bietet herrliche PORCUPINE TREE-Harmonien mit Post-Rock-Hintergrund. Totalausfälle gibt es keine auf „M[e]iosis“ zu bestaunen, nur ein paar Nummern, die etwas unspektakulär am Ohr vorbei rauschen, was aber bei jedem Debüt und auch fast jeder Zweit-, Dritt- und Viertveröffentlichung von anderen, etablierten Bands zutrifft.
FAZIT: NIHILING sind eine echte Nachwuchshoffnung – was auch immer das in einer Szene, die nicht massentauglich ist, heißen mag. Die Hamburger verbinden Einflüsse von OCEANSIZE, TOOL, PORCUPINE TREE und verschiedensten Post-Rock- und Ambient-Formationen zu einem Gebräu, das durchaus mehr ist, als reine Genre-Kost. Gegen die emotionale Intensität von DEAR JOHN LETTER kommt man vielleicht nicht jederzeit an, doch liegt das natürlich auch im Auge bzw. Ohr des Betrachters.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.01.2009
Sina Fricke
Gorka Lautaro Morales, Daniel Szodruch, Andreas Höfler
Gorka Lautaro Morales, Felix Eggert, Andreas Höfler
Kai Jacobsen
Daniel Szodruch
Kai Jacobsen (samples), Gorka Lautaro Morales, Sina Fricke, Felix Eggert, Andreas Höfler (noise), Daniel Szodruch (laptop)
Abandon Records / New Music Distribution
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23.01.2009