Da hat einen gerade der erste Wellenbrecher erschlagen, taucht man auf und schon drückt einen der Nachzügler mit geballter Aggression wieder unter die Oberfläche. In den Gewässern von OCEANSIZE hat man einfach keine Ruhe....
Die 2004er-EP “Music for Nurses” scheint inzwischen out of print zu sein. Man muss also jetzt schon auf gängigen Marktplätzen zuschlagen, um dem Medley zu lauschen, das sich zwischen “Effloresce” und “Everyone Into Position” einordnet.
Das teilt gewisse Charaktereigenschaften mit der AMPLIFIER-EP “The Astronaut Dismantles HAL” - weniger in musikalischer Hinsicht, obwohl Soundscapes und Gitarrengeflirre im Hintergrund für einen Schuss Spacerock-Flair sorgen. Vielmehr erinnert die höhenflugartige Struktur daran, wie man von den Manchester-Kollegen einst mal eben ins Weltall geschossen und wieder auf die Erde zurückgeholt wurde.
OCEANSIZE erzeugen dieses Gefühl nicht durch Schwerelosigkeit, sondern durch die Anziehungskraft des Wechselspiels aus Härte und Weichheit. “One out of nONE” scheppert brutal wie bis dato noch nichts im Universum der Briten und erweitert den Horizont ganz im Sinne des Bandnamens um ein weiteres Stück. Dann kommt das zuerst sanfte, im Abgang aber unglaublich wütende “Paper Champion” mit einer nur zu verlockenden Bassline in TOOL-Tradition, die in intensiver Dramaturgie auf den bösartigen E-Gitarren-Einsatz hinarbeitet.
Um aber nochmal lieblich zu werden, setzt sich mit “Drag the ‘nal” ein Intro in die Mitte der Scheibe - ein Intro für das ebenfalls sanft beginnende “Dead dogs an’ all sorts”, das sich immer weiter steigert. Bildlich gesprochen bricht sich die Welle in diesem Moment, als “Dead dogs an’ all sorts” lückenlos in “As the smoke clears” übergeht, wo das Wasser eben an den Strand gespült wird und gegebenenfalls die Leiche eines Ertrunkenen mitbringt...
FAZIT: Vier Songs (plus Zwischenspiel in der Mitte), die auf ihre Art allesamt überzeugen und sogar im Zusammenspiel eine sinnbildende Struktur hinbekommen, im Vergleich mit den Alben allerdings - auch hier bietet sich der AMPLIFIER-Vergleich wieder an - seltsam bedeutungslos bleiben. Nicht nur veröffentlichungstechnisch, auch inhaltlich scheint “Music for Nurses” kaum mehr zu sein als die Überbrückung der Wartezeit zum zweiten Album, das dann ein Jahr später erschien. Auch wenn sich Fans der Band die Wartezeit kaum besser versüßen könnten.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.03.2009
Jon Ellis
Mike Vennart
Steve Durose, Gambler, Mike Vennart
Mark Heron
Beggar’s Banquet Records
25:02
06.12.2004