Man mag von DISSECTION halten was man will. Mit „Storm of the light´s bane“ haben die Schweden einen Meilenstein des melodischen Black Metals abgeliefert. 14 Jahre ist das jetzt her, Bandchef John Nödtveidt hat sich unlängst ins Jenseits gepustet und damit DISSECTION für immer begraben. Jetzt scheinen sie in Gestalt von ONHEIL musikalisch wieder auferstanden zu sein. Die Holländer liefern mit „Razor“ eine Scheibe ab, wie sie sich viele damals an Stelle von „Reinkaos“ gewünscht hätten.
Damit keine Missverständnisse aufkommen: ONHEIL sind viel zu eigenständig, um sich Vergleiche dieser oder anderer Art gefallen lassen zu müssen und sie schaffen ein Kunststück, das nur wenige Bands zustande bringen: „Razor“ hat bei 11 Songs nicht einen einzigen Ausfall, geht sofort ins Ohr und wird bei jedem neuen Hören nur noch besser.
„Razor“ beginnt mit „Out of the Darkness it comes“ genau so, wie ein Black-Metal-Album beginnen muss: mit einem düsteren, spannungsgeladenen, Unheil (ONHEIL) verkündenden Intro, das all jenen, die mit ihren zarten Händen vielleicht doch aus Versehen im falschen Regal gewühlt haben, die Chance bietet, noch rechtzeitig zu entkommen, bevor der schwarze Sturm in Gestalt von „Nemesis´ light fading“ über ihren Köpfen losbricht.
Was weiter folgt, ist ein kreatives Feuerwerk an Hochgeschwindigkeitsattacken, messerscharfen Breaks, rockigen Parts, großartiger Gitarrenarbeit und wunderbarer Melodien, gekrönt von angenehm bösen Vocals, für die Amok und Haat verantwortlich kreischen. Ja, und grooven können sie auch („Pad der verdoemenis“). ONHEIL überraschen zu jeder Sekunde. ONHEIL sind nicht brutal. Sie sind gnadenlos. Gnadenlos gut. Denn sie verstehen es, jeden Song unverwechselbar zu machen. Es ist wirklich kaum möglich, ein spezielles Lied hervorzuheben. Vielleicht der Titeltrack, der aber auch nur ein leicht gefräßigerer Ohrwurm ist, als die anderen Songs.
Auch nach zigfachem Hören, ist es unmöglich zu denken: Hier oder da hätte ich mir dies oder das gewünscht. Nur ein Wunsch kam mir in den Sinn: mehr davon! Das „Kennst du ein Lied, dann kennst du alle Lieder“-Syndrom hat ONHEIL nicht befallen. Im Gegensatz zu vielen Bandkollegen, die es locker schaffen, aus einem einzigen Razor-Song ein ganzes Album zu basteln. Sollen sie ruhig basteln.
FAZIT: Temporeich, abwechslungsreich, trendfrei und mit technischer Brillianz ausgestattet haben sich ONHEIL längst an die Spitze der Holländischen Szene geprügelt und geschrien. Mit „Razor“ im Gepäck stehen sie nun in den Startlöchern, die Welt zu erobern.
Punkte: 14/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.05.2009
Nomiis
Amok, Haat
Amok, Haat, Sadist
Cyclone Empire
44:54
15.05.2009