Achtung, hier kommt ein Kleinod für alle, die es schnell, stumpf und brutal auf die Fresse brauchen. PROTECTOR aus Wolfsburg lieferten mit ihrem fünften Geschoss „A Shedding Of Skin“ 1991 ihr Meisterwerk ab, wobei alle Veröffentlichungen der Halbgötter aus dem Untergrund mindestens geil sind.
Hier allerdings stimmt alles: Songs, Handwerk, Sound. Zudem hatten PROTECTOR auf „Shedding“ ihren Stil endgültig ausformuliert und den Wechsel aus Midtempowucht und rasendem Uffta-Uffta-Gebolze so perfekt und fokussiert auf Band gezimmert, dass das Resultat – man muss es sich in etwa vorstellen wie CELTIC FROST auf Crack – immer wieder für feuchte Augen sorgt. Zwar konnte die Band eigentlich nur den schnellen und den langsamen Part, was zu einer gewissen Gleichförmigkeit des Songmaterials führt, dennoch werden die 13 Stücke auch nach langen Jahren nie langweilig. Denn erstens ist die Platte gespickt mit Hits, zweitens ist das Energielevel so dermaßen hoch, dass die Jungs förmlich Funken sprühen. Die völlige Gnadenlosigkeit, mit der das Trio Songs wie „Mortuary Nightmare“, „Doomed To Failure“, „Whom Gods Destroy“, „Tantalus“ oder das begnadete Titelstück runterhacken, lässt einen gern Zeit und Raum vergessen und kann nach dem Wiedererlangen der Besinnung leicht mal ein zerlegtes Wohnzimmer offenbaren oder in eine gerichtliche Auseinandersetzung mit den Nachbarn münden.
Unterstützt wird dieser musikalische Amoklauf durch die vielleicht beste Arbeit, die Produzentenlegende Harris Johns je abgeliefert hat und eines der fiesesten Covermotive aller Zeiten.
FAZIT: Musik wie die von PROTECTOR gibt es heute kaum noch, auch Thrash Metal wird immer widerlicher auf Hochglanz poliert, kommerzialisiert, standardisiert und kastriert. Ausnahmen gibt es nur wenige, aber zum Glück sind da ja noch die Großtaten von einst. Obwohl PROTECTOR nie den Durchbruch schafften, zählen sie zweifellos zum Besten, Eigenständigsten und vor allem Kompromisslosesten, was die Szene je hervorgebracht hat.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.06.2009
Bass – Matze
Oliver Wiebel
Oliver Wiebel
Schlagzeug – Michael Hasse
C&C
41:25
30.06.1991