Als PAIN OF SALVATION-Fan hatte man es in der Vergangenheit nicht immer leicht – vor allem dann nicht, wenn man „The Perfect Element Pt. 1“ und „Remedy Lane“ als die Höhepunkte der Bandgeschichte betrachtet hatte. „Be“ war bis auf wenige Ausnahmen nur auf Kopf-Ebene interessant und „Scarsick“ mit seiner modernen Ausrichtung, den Sprechgesang-Einlagen und „Disco Queen“ zumindest ein Thema, an dem sich die Geister schieden.
PAIN OF SALVATION klingen knochentrocken und hart – aber keine Angst, nicht nur das. „Linoleum“ und „Mortar Grind“ rocken schwer und verzerrt durch die 70er. Da ist kein Gefrickel und trotzdem klingen die Songs nicht flach, sondern klug arrangiert und trotz Wuchtigkeit detailreich. Das liegt auch an Gildenlöws Gesang, der auf dieser EP seine Songs endlich wieder mit einer gänsehauttreibenden Intensität durchlebt, wie man es zuletzt nur noch von „Iter Impius“ zu hören bekam. Von sanft und zerbrechlich schwingt sich diese gewaltige Stimme auf zu reiner Urgewalt – da ist Dreck in der Stimme, Gewalt und Pathos, dass einem Angst und Bange wird.
„If You Wait“ ertönt luftig losgelöst – die Band schwebt in anderen Sphären. Das Schlagzeug weht wie Wind, komplex, aber stets rhythmisch nachvollziehbar. Gildenlöw leidet ohne Kitsch losgelöst von allem Irdischen. „Gone“ vollbringt das Kunststück, mit einer ganz kleinen Instrumentalmelodie gleich einen Ohrwurm zu produzieren, voller Melancholie und Einfachheit. Darüber legen sich Gildenlöws ungleich komplexere Gesangslinien, bevor sich der Song zu einem monolithischen Massiv aufschichtet, schwer verdaulich und geheimnisvoll zwischen Stille und massiven Gitarrenwällen pendelnd.
Schon auf der „On The Two Deaths Of“-DVD wurde endgültig klar, dass PAIN OF SALVATION nicht den ganzen Tag gedankenschwer über komplexen Albumkonzepten brüten, sondern ein lustiger Haufen mit jeder Menge Humor sind. Das zeigt einmal mehr der „Bonus Track B“, der eine Unterhaltung über „Bonus Hair“ und den Sinn von Bonus-Tracks im Allgemeinen TENACIOUS D-mäßig zum Besten gibt. Den Abschluss bildet das SCORPIONS-Cover „Yellow Raven“ – ein absoluter Gänsehautsong, allein wie Gildenlöw die erste Strophe singt ist haarsträubend und lässt das Original weit hinter sich.
FAZIT: Wenn „Linoleum“ tatsächlich einen repräsentativen Ausblick auf das kommende Studioalbum „Road Salt“ bietet, dann besteht eine reelle Chance, dass die Schweden an frühere Großtaten nahtlos anknüpfen können. Hier wird großes Emotionskino zelebriert – und das, ohne auch nur ansatzweise einen Schritt zurück zu gehen. Bis zum Release zählen wir die Stunden.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.11.2009
Daniel Gildenlöw, Frederik Hermansson, Johann Hallgren
Johann Hallgren, Daniel Gildenlöw
Frederik Hermansson
Léo Margarit
InsideOut / EMI
29:36
13.11.2009