Es gibt ihn, den heidnisch orientierten Black Metal, der nicht wie Puppenkabinett klingt. Diese Band spielt ihn und versperrt sich dadurch den Weg zur Popularität. Ob sie dies bewusst tun oder nicht, entscheidet der Hörer.
Wer PANYCHIDA also zweitklassig nennt, weil sie es angeblich nicht besser können, der ist taub für die Stringenz, mit der bisweilen auf die Vermittlung einer bestimmten Atmosphäre oder gewisser Gefühle hingearbeitet wird. Man bemüht sich um dringend notwendige Abwechslung im Alltagsgrau der Stilistik: Samples bringen schräge Töne mit ein (unterminieren das kompositorische Fundament indes nie), und der nicht ganz idealen Produktion (kein Hochglanz) geschuldete und als Experimente klassifizierbare Sounds frischen die Quelle aus, die PANYCHIDA anzapfen. Dadurch werden die Vorbilder weniger offensichtlich, gleichwohl sie sich alle innerhalb der jungen Genrehistorie befinden dürften.
Als Tschechen sind die Musiker dem Biere nicht abgeneigt, wie "Pageant Of The Eternal Ones" mit Trinkersounds vom Stammtisch belegt, doch Met und Polka darf man anderswo genießen (oder auch nicht). "She Was the Water" reißt regelrecht mit und gilt angesichts weiterer solcher Kaliber als Highlight der Scheibe. Wie gesagt: PANYCHIDA umweht der Ruch der Mittelklasse, da sie in ihrem Bestreben, die Genrerezeptur zu variieren, unauffälliger klingen, als sie könnten. Die Handbremse schießt ihnen bei "Deceased Under The Splendour Of Stars" aus den wettergegerbten Flossen, wenn folkloristische Pfeifentöne ganz uncheesy Schönheit zelebrieren. Einzig das Immortal-mäßige Knurren von GHM darf man meckernd anmerken, doch andererseits ist jene Band ein gemeinsamer nenner der zahlungskräftigen Klientel, die hier bitte auch spenden darf.
PANYCHIDA sind nicht Obtest, stehen aber auf der gleichen Linie und könnten mit einem guten Produzenten ihren Ideenfluss in intensivere (bitte nicht begradigte) Bahnen lenken. Für den Moment sollten all diejenigen, die sich nicht nur oberflächlich mit der heidenmetallischen Weltbühne befassen, ein Ohr aufsperren.
FAZIT: Vom Krampf ihres Stils gelöste, aber noch unter Vorbehalten humpelnde Zeitgenossen sind PANYCHIDA - und wenn sie Konventionen bei Seite lassen und sich wie die Helheims oder Enslaveds der wiederausgegrabenen alten Welt auf echten Prog besinnen, könnte etwas Besseres aus ihnen werden, als eine Genreband auf einem Genrelabel.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.01.2009
Talic
GHM
Sinneral, Honza
Honza
Folter Records
38:21
30.06.2008