Die PARTY-SAN Nachlese 2008 ist ein fetter Brocken guter Laune geworden.
DVD 1 enthält einen mit der Handkamera gefilmten Blick hinter die Kulissen, beleuchtet schwerpunktmäßig allerdings eher das Fantreiben als die Organisation des Festivals. Wer hier zu Wort kommt, ist gut drauf, klopft blöde Sprüche, hat jede Menge Blödsinn im Kopf und trägt auf T-shirts insgesamt mehr Monster zur Schau als sich im Herrn der Ringe tummeln. Dabei sind die Jungs und Mädchen natürlich so sympathisch wie sie wild aussehen und strafen einmal mehr wunderbar das Klischee des bösen Langhaarigen Lügen. Ein Interview mit BOLT THROWER ist aufgrund der investigativen Fragen („What do you expect from the show tonight?“ – „Ähhh...“) nicht besonders erhellend, aber zumindest kurz, stört also nicht weiter. Warum dieser Teil von kurzen Sequenzen diverser Auftritte unterbrochen wird, bleibt allerdings etwas unklar.
Anschließend gibt es die Bands des Donnerstags, von denen DISMEMBER handwerklich den mit Abstand besten Auftritt hinlegen, dadurch den meisten Schub entwickeln und das geilste Konzert de Tages spielen. In der Live-Situation zeigt sich ja immer sehr schnell, wer im Studio gemogelt hat und wer in der Lage ist, das was auf Platte ist, auch auf der Bühne zu reproduzieren. Da hat man schon bös humpelnde Überraschungen erlebt, doch zumindest am Donnerstag gibt es nichts Gravierendes zu meckern. Welcher Band er aufgrund der Musik sein schwarzes Herz schenkt, muss natürlich jeder selber wissen, der Rezensent gestattet sich an dieser Stelle, FARSOT und SKYFORGER total öde zu finden. Ein großes Lob hat sich die DVD schon jetzt aufgrund des wirklich tollen Sounds verdient. Sehr fett, sehr transparent, sehr natürlich – alles Dinge, die man zum Beispiel in Wacken nicht zwangläufig erlebt.
Auf DVD 2 befindet sich dann das volle Brett mit den kompletten Tagen Freitag und Samstag. Den Anfang machen die Hamburger IRATE ARCHITECT mit ihrem technischen Death Metal, der so früh schon ordentlich Leute vor die Bühne lockt. Die im gesamten Festivalverlauf abwechslungsreiche Kameraarbeit ermöglicht schöne Blicke auf die Feinmotorik der Musiker, und im Sinne lieb gewonnener PARTY-SAN-Tradition regnet es auch endlich. Weitere Highlights des Tages sind DEFLORATION, die sehr gekonnt bei CANNIBAL CORPSE und MONSTROSITY klauen oder die All-Star Band HAIL OF BULLETS. Zwar wirken die auf Platte immer etwas beliebig, live jedoch sorgen sie mit ihrer Mischung aus BOLT THROWER und GOREFEST für eine massive Soundwand und verfügen mit Martin van Drunen über einen der besten Stimmen des Death Metal überhaupt. TYRANT gilt ein besonderes Lob für den affengeilen Gitarrensound, UNANIMATED wetteifern mit ENDSTILLE, wer der böseste Haufen des Tages ist und auch KAMPFAR und BLOODBATH meistern ihren Job. Die einzigen, die inhaltlich nerven, sind die Porn-Grinder LIVIDITY, aber wen verklemmt-pubertäre Sex- und Vergewaltigungsfantasien nicht stören, kann mit dem Geröchel sicher seine Freude haben. Schwerer wiegt leider, dass der Soundmann ausgerechnet bei der größten und mächtigsten Death Metal Band der Welt, BOLT THROWER, Bohnen in den Ohren hat und der Ton plötzlich diesen einen Song über verwaschen und viel leiser tönt als beim Rest. Man kann nur hoffen, dass er dafür Latrinen putzen musste.
Den Samstag eröffnet mit IMPERIOUS MALEVOLENCE wiederum eine komplizierte Band, die ähnlich wie IRATE ARCHITECT am Vortag mit ihrem Gehacke schon eine Menge Leute mobilisieren kann. Der INSISION-Schlagzeuger ist dann der erste, der das Blast-Inferno der Platte auf der Bühne nicht hinbekommt, und sofort verpufft die Gewalt der Musik im nichts. Ebenso ergeht es den sympathischen, aber ziemlich untighten MAROON. Schade drum. Aus der großen Gruppe der hier vertretenen schwedischen Bands ragen neben DISMENBER noch FACEBREAKER heraus, die mit ihrem simplen Geboller sofort in Kopf und Beine gehen. Wie am Vortag legen mit KOLDBRANN, den CARCASS-Fans GENERAL SURGERY, VREID, IMPALED NAZARENE und LEGION OF THE DAMNED alle Combos souveräne Auftritte vor, können sich aber mit der folgenden Demonstration nicht messen. BEHEMOTH beherrschen das, was sie tun, nicht nur annähernd perfekt, es umgibt sie dabei auf der Bühne auch eine Aura der Düsternis und Bedrohlichkeit, an der viele andere Truppen trotz redlicher Versuche scheitern. Da können auch OBITUARY keinen mehr drauf setzen, dennoch ist allein das abartige Geschrei von John Tardy das Zuhören Wert, so dass das Festival mit einem gekonnt geführten Schlag vors Maul würdig endet.
FAZIT: Das PARTY-SAN 2008 ist auch für zu Hause eine vergnügliche Sache, wenn man die Unverzeihlichkeit übersieht, BOLT THROWER den Sound zu versauen. Sympathische Menschen, keine wirklich schlechten Bands oder Auftritte, fetter Klang (Stereo 2.0 oder Dolby Surround 5.1), jede Menge tolle Stimmung. Kann man gut haben.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.06.2009
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War-Anthem Records
175:00
05.06.2009