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Reviews

Pathosray: Sunless Skies

Stil: Progressive Metal

Cover: Pathosray: Sunless Skies

Ende des Jahres 2007 sorgten PATHOSRAY mit ihrem gleichnamigen Erstling ordentlich für Furore in der Prog-Szene. Mit der rhythmischen Finesse von DREAM THEATERs "Images and Words" und der Eingängigkeit der "Paradise Lost" von SYMPHONY X schufen die Norditaliener einen Meilenstein.
Die Erwartungen an ihr neues Album "Sunless Skies" befinden sich dementsprechend in troposphärischen Höhen, doch schon auf dem gelungenen Cover sieht man eigenartige Kreaturen, die sich scheinbar auf Einiges gefasst machen müssen.

Der erste Track knallt sofort mit einem düsteren Riff los. Schon hier hat die Scheibe bei Prog-Liebhabern ein Stein im Brett, die erleichtert ausatmen können, sobald sie das eigenartige Feeling absorbieren dürfen. Wer hier allerdings eifrig und voller Vorfreude, einen ungeraden Takt zu entschlüsseln, mit den Fingern mitzählt, lehnt sich bald grinsend mit der Erkenntnis zurück, in ein 4/4-Fettnäpfchen getappt zu sein. Als dann Marco Sandron in der Strophe druckvoll seine Stimmgewalt einbringt und anschließend mithilfe der hervorragenden musikalischen Begleitung einen einprägsamen Chorus in die vibrierenden Ohrmuscheln des Hörers tätowiert, der von einem genialen Instrumentalteil verfolgt wird, sind alle Zweifel ausgelöscht. Sobald "Crown Of Throns" mit einem plötzlichen Schlag endet, fühlt man sich, als hätte man sich einige Stunden lang ausgiebig sportlich betätigt.
Doch der müde Körper wird durch "Behind The Shadows" weitergeschleppt, nach einem treibenden Düsterriff jedoch schon wieder in eine bequeme Wiege aus melancholischen Melodien gebettet.
"Aurora" bietet einen angenehmen Choral-Refrain mit Ohrwurmcharakter und klingt stellenweise – unter anderem durch das an eine Hammondorgel angelehnte Keyboard – wie ein Hidden-Track des aktuellen Werks von AYREON.
Auf dem teilweise recht elektronischen „Quantic Enigma“ bedienen sich PATHOSRAY erstmals der Hilfe weiblicher Gesangsunterstützung, der ein traumhaftes Ambiente schafft.
Mit „In Your Arms“ bringen die Italiener die wahrscheinlich schönste Heavy-Ballade seit „The Fullness Of Time“ (2005) von REDEMPTION, was sofort durch die majestätisch anmutende Heaviness von „Sons Of The Sunless Skies“ abgerundet wird.
Bei „The Coldest Lullaby“ ist der früher schon eingeführte weibliche Gesang fester Bestandteil des Songs, was ein melodisch interessantes Duett zwischen Marco Sandron und Klaaire, einer venezianischen Metal-Sängerin aus der Zweitband SYRAYDE des Bassisten Fabio d’Amore, entstehen lässt.
Silvia Marchesan, eine italienische Soulstimme, leitet mit „Perpetual Eclipse“ schließlich stimmungsvoll das Semi-Epicum „Poltergeist“ ein, auf dem sie gegen Ende die wunderbare Stimmung ins nahezu Unermessliche intensiviert.
Der letzte Track „For The Last Time“ lässt das Album gemächlich im folkloristischen Stil ausklingen, sodass der Konsument ausreichend Zeit hat, sich das Gehörte genießerisch in der Retrospektive durch den Kopf gehen zu lassen.

Glücklicherweise klingt Marco Sandron mittlerweile – im Gegensatz zum Debüt – nicht mehr wie James LaBrie (in seinen ‚guten’ Phasen); die Rhythmusfraktion Fabio D’Amore und Ivan Moni Bidin harmonieren herrlich miteinander; die Gitarre von Alessio Velliscig schmeckt saftig und zaubert technisch meisterhafte Solomelodien; Gianpaolo Rinaldi setzt mit seinen Keyboards der ohnehin schon grandiosen Atmosphäre der einzelnen Songs jeweils die Krone auf, die wiederum durch die Auftritte der beiden Damen Klaaire und Silvia Marchesan auf Hochglanz poliert wird.

War beim Vorgänger die Beziehung des Bandnamens [griech. ‚páthos’ = ‚Leiden(schaft)’; engl. ‚ray’ = ‚Strahl, Schimmer’] zur Musik noch nicht hundertprozentig nachzuvollziehen, so offenbart sich das Verhältnis bei diesem Album voll und ganz: Ein Schlag mitten ins Gesicht; eine kullernde Träne, die sanft die Wange streichelt; eine zarte Umarmung, die schützend in Geborgenheit wiegt; ein entspanntes Lächeln, das die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings genießt; eine Hand, die erwartungsvoll in die Ferne greift; ein Sturz in eine kalte Ungewissheit; ein funkelnder Blick voll wärmender Hoffnung – das alles ist "Sunless Skies".

FAZIT: Stilistisch gesehen ist „Sunless Skies“ mit seinem Vorgänger nur marginal vergleichbar. Was die Qualität der Songs anbelangt, schenken sich die beiden Scheiben von PATHOSRAY allerdings nichts; der Abwechslungsreichtum und die Originalität des Songwritings machen die Zweite aber unter Umständen längerfristig interessanter.
Ein heißer Anwärter auf das Album des Jahres!

Punkte: 14/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.05.2009

Tracklist

  1. Crown Of Thorns
  2. Behind The Shadows
  3. Aurora
  4. Quantic Enigma
  5. In Your Arms
  6. Sons Of The Sunless Skies
  7. The Coldest Lullaby
  8. Perpetual Eclipse
  9. Poltergeist
  10. For The Last Time

Besetzung

  • Bass

    Fabio D'Amore

  • Gesang

    Marco Sandron

  • Gitarre

    Alessio Veliscig

  • Keys

    Gianpaolo Rinaldi

  • Schlagzeug

    Ivan Moni Bidin

Sonstiges

  • Label

    Frontiers Records

  • Spieldauer

    51:05

  • Erscheinungsdatum

    22.05.2009

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