Beinahe ein Vierteljahrhundert sind die britischen Neo-Proggies von PENDRAGON schon im Geschäft und haben sich mit der melodieseligen Variante des Progressive Rocks einen großen Namen gemacht. Wie so viele andere Bands mussten sich PENDRAGON im Laufe der Jahre die Kritik gefallen lassen, nichts Neues, Weltbewegendes mehr auf die Beine zu stellen, die Kernbedeutung des Progressive Rocks ad absurdum zu führen. Nun haben PENDRAGON ihren Sound variiert – den Aufschrei vieler alter Fans kann man jetzt schon hören. „Pure“ weist eine deutliche New-Art-Rock-Schlagseite auf, was dieses achte, reguläre Studioalbum stark in die PORCUPINE TREE-Ecke drängt.
Die Gitarren braten teils in ungewohnten Härteregionen, wie beim über dreizehn Minuten langen Opener gut nachzuhören ist. Von Knüppelattacken, wie sie auf PORCUPINE TREEs „Fear Of A Blank Planet“ hin und wieder knochenhart durchschimmerten, sind PENDRAGON immer noch eine ganze Ecke entfernt, aber die Abkehr vom durch und durch säuselnd Schönen verleiht „Pure“ eine angenehme, für diese Band ungewohnte Dynamik. Ruhige, schöne Momente gibt es im Gegenzug genauso auf die Ohren, wie z.B. beim verträumt melancholischen Pianoanfang von „Comatose (I View From The Seashore)“ oder beim entrückten Gesang Nick Barrets auf „Indigo“: „And I will dive into a deep blue lagoon – and swim away from here“ – PENDRAGON gelingt es hier großartig, den textlichen, schwermütigen Inhalt instrumental unaufgeregt und warmtönend widerzuspiegeln. Auf käsiges Keyboard-Gewaber muss der langjährige Fan diesmal übrigens verzichten, dafür befinden sich auf „Pure“ immer noch einige atmosphärische, ausufernde Gitarrensoli, die mit floydiger Ausdruckskraft schon immer eine Brücke zwischen den modernen New-Art-Rock-Soundspielereien und den hymnischen Longtracks des Neo Progs darstellten. Melodien können PENDRAGON immer noch schreiben, doch gelingt es ihnen nicht, das Ohrwurm-Potential eines Steven Wilson zu emulieren, der mit seinem „Stachelschweinbaum“ schon immer experimentellere Töne mit herzerwärmender Eingängigkeit zu vermischen verstand.
FAZIT: PENDRAGON im Jahre 2009 mag für alte Fans ein Schlag ins Gesicht sein, doch es ist dieser betagten Band hoch anzurechnen, dass sie den Willen zur Veränderung besitzen und dabei auch noch erfolgreich ein ansprechendes New-Art-Rock-Album erschaffen, das zwar keine neuen Genrestandards definiert, aber in der ersten Liga dieses moderneren Sounds locker mitspielen kann.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.02.2009
Peter Gee
Nick Barrett
Nick Barrett
Clive Nolan
Scott Higham
InsideOut / SPV
53:06
27.02.2009