Nachdem SPOCK’S BEARD ohne Neal Morse halbgare Wege beschritten (ab „Feel Euphoria“) und sich THE FLOWER KINGS ständig im Kreise drehten, musste die „Herrschaft“ über den klassischen Progsound an die nächste Generation weitergegeben werden. BIRDS AND BUILDINGS, MOTH VELLUM, SIMON SAYS, BEARDFISH oder DISCIPLINE führten dieses Erbe erfolgreich fort. Unter anderem auch PHIDEAUX Xavier, der mit seinem 2007er Release „Doomsday Afternoon“ große Wellen in Proggerkreisen schlug. Das Werk orientierte sich an den Bombast von GENESIS und YES, klang aber gleichzeitig modern und unverbraucht. Trotzdem hing dem Projekt immer der Schleier des virtuellen, nicht greifbaren und deshalb „unrockigen“ Images nach, da Spuren der alten PHIDEAUX-Alben in anderen Teilen der Welt von Gastinstrumentalisten eingespielt und in Xaviers Studio zusammengeflickt wurden.
Nach „Doomsday Afternoon“ also ein zweiter Teil? „Doomsday Evening“? Zum Glück nicht.
PHIDEAUX hat sein Konzept generalüberholt und eine feste Band um sich geschart, die auch für Live-Auftritte geeignet sein sollte. Dieses Gefüge verbesserte freilich die Konsistenz der neuen Songs auf „Number Seven“. Der Sound ist sehr homogen, erinnert mit dem Instrumentarium stark an die Endsechziger, als Gerätschaften wie der Minimoog oder das Mellotron gerade im Kommen waren. Auch der markante Harmoniegesang zwischen Xavier, Ariel Faber und Valerie Gracious bestimmt das Gesamtbild des Albums so stark wie noch nie. Gesanglich gibt es Parallelen zu den „Psychedelic-BEATLES“ und den ausgeklügelten, polyphonen Chören von GENTLE GIANT.
PHIDEAUXs Pfad geht auf „Number Seven“ hörbar wieder „back to the roots“. Die Songs für sich sind zwar kürzer, fließen aber (ähnlich wie auf „Doomsday Afternoon“ oder „The Great Leap“) wie eine Suite perfekt und ohne Lücken ineinander über. Wer sich dann ein wenig reingehört hat, wird mit wunderschönen, leichtfüßigen, aber nicht banalen Melodien im Stile von JETHRO TULL, MOODY BLUES oder FLEETWOOD MAC belohnt. Mit anderen Worten: PHIDEAUX haben den klassischen Prog hinter sich gelassen, klingen aber immer noch anspruchsvoll und komplex genug, um auch Fans von THE TANGENT, BEARDFISH oder BIRDS AND BUILDINGS zuzusagen. Wie Xavier das einst treffend ausdrückte: „too prog for rock and too rock for prog“...
Tiefgründiger Humor war für PHIDEAUX immer ein Markenzeichen gewesen. Wer den Versuch gewagt hat, die Story hinter „Number Seven“ zu verstehen, weiß, was ich meine. Oder wer hat schon mal von einem Krieg zwischen Spitzmäusen und Lagusten gehört? Oder einem Siebenschläfer der einer Sekte mit dem Namen „The Great Purpose“ (dt: „Der Große Zweck“) entflieht? An dieser Stelle möchte ich dem Leser eine Gelegenheit zur Interaktion geben (wer die Hintergrundgeschichte adäquat wiedergeben kann, möge das bitte weiter unten bei den Leserkommentaren tun. Danke.)
FAZIT: Anstatt in eine künstlerische Sackgasse zu laufen, hat PHIDEAUX Xavier eine Kehrtwende vollzogen und der Musik einen neuen Anstrich gegeben. Es klingt fester, zusammenhängender, weniger bombastisch oder episch, dafür umso rockiger, fast schon „gewöhnlicher“. Trotzdem bleibt „Number Seven“ ein typisches PHIDEAUX-Album – ein eigenwilliges Konzept plus zig verschiedene Einflüsse plus Spielfreude und Melodiereichtum. Eine Gleichung, die auch jetzt wieder aufgeht. Dicke Empfehlung!
Erhältlich über www.justforkicks.de
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.08.2009
Mathew Kennedy
Phideau Xavier, Ariel Faber, Valerie Gracious, Molly Ruttan, Linda Ruttan-Moldawsky, Johnny Unicorn
Phideau Xavier, Gabriel Moffat, Mark Sherkus
Phideau Xavier, Mark Sherkus, Johnny Unicorn
Rich Hutchins
Ariel Faber (Violine), Molly Ruttan (Perc), Johnny Unicorn (Saxophon)
Bloodfish
62:52
17.08.2009