„Hallo, wir sind Pitpony, eine energetische (Progressive-)Rockband mit noisigen Elementen aus Berlin irgendwo zwischen DANKO JONES und SONIC YOUTH mit einem Spritzer RADIOHEAD und haben gerade unsere neue CD „A Small But Angry Creature“ in Eigenregie herausgebracht.“ Mit diesen neugierige Erwartungen schürenden Worten des PITPONY-Bassisten beginnt der Begleitbrief zu der in einem Pappschuber steckenden CD, die voller „zorniger Kreaturen“ sein soll. Doch egal wie man die Hülle auch wendet, an dem Pony auf der Vorderseite und den gemalten Musikern auf der Rückseite ist absolut nichts Zorniges zu erkennen. Hier also stimmen schon mal (bildliche) Aussage und Anspruch nicht. Hoffentlich gilt Gleiches nicht auch für den informativen ersten Satz des Briefes und den „umpappten“ Silberling! Neugierig führe ich also das PITPONY auf die grüne Weide meines CD-Players und lasse es durch die musikalischen Landschaften galoppieren.
Und dann holpert dieses doch ein wenig seltsame Gefährt so über musikalischen Stock und textlichen Stein, vermag dabei aber nur ganz begrenzt zu überzeugen. Eins jedenfalls vermag es nicht, den im Brief aufgeworfenen Vergleichen standzuhalten. Natürlich haben meines Erachtens nach SONIC YOUTH neben hervorragenden Alben auch so einigen Schrott abgeliefert, der uninspiriert und wenig professionell, sondern nur mal so runtergerotzt klang, was auch für die Produktionstechnik galt. Hier ordnen sich auch „Die kleinen, aber zornigen Kreaturen“ ein. Obwohl als Vergleich die frühen NIRVANA noch treffender wären. Im Falle von PITPONY klingen die drei Jungs allerdings mehr nach einer Garagenband, die versucht, in eben jener Garage ihre Vorbilder nachzuäffen, aber im Gegensatz zu ihnen eher wie eine Schülerband klingt. Dabei sei ihnen der eine oder andere schiefe Ton durchaus verziehen, aber der Gesang weist insgesamt (hoffentlich für die Zukunft noch jede Menge) Reserven auf, die unüberhörbar sind.
So geht es bei „Breathe In Breathe Out” beispielsweise verdammt punkig zu und CLASH scheinen das Pit-Pony zu satteln. Wenn da nicht die extreme Schräglage in einigen Gesangspassagen wäre, könnte der Titel sogar gefallen… Nur leider bleibt es diesbezüglich beim Konjunktiv – könnte, aber kann nicht!
„The Flickering Beauty Within“ dagegen weist ein paar überraschend hart rockende Momente auf, die sich eruptiv im Post Rock ergießen. Doch auch hier gibt’s ein Problem, nämlich PITPONYs „Noise“-Attacken, die eine gehörige Portion gesanglichen Nervfaktor aufweisen!
Höhepunkt des deutlich unter Mittelmaß schwimmenden Albums ist dann „Sweet Johnny“. Hier begeben sich unsere musikalischen Reiter auf die psychedelische Pfade, der späten 60er- oder frühen 70er-Jahre. Doch auch in diesem Falle muss wieder die Prise „Noise“ alles, was so schön angefangen hat, kaputt machen. Vielleicht kommt sowas live wirklich gut an und die frenetischen Headbanger können dabei orgastisch ihre speckigen Loden durch die Gegend wirbeln, aber auf dieser, auch produktionstechnisch nicht gerade berauschenden, dafür aber recht dumpf klingenden, CD verfehlt sie ihre Wirkung.
Leider kann ich mir die abschließende Feststellung keinesfalls sparen: Mit progressiver Rockmusik hat dieses Album genauso wenig zu tun wie mit RADIOHEAD. Solche Aussagen sind die pure Selbstüberschätzung und ein klein wenig verwirrend für all diejenigen, die beim wiederholten Hören der CD verzweifelt nach den von der Band selbst aufgeworfenen Parallelen suchen. Auch mit einer Spielzeit von nur wenig mehr als dreißig Minuten ist diese Scheibe nichts Halbes und nichts Ganzes, sondern nur ein erster Schritt in Richtung „noisiger“ Punk-, Garagen- & Post-Rock. Bleibt zu hoffen, dass der zweite Schritt deutlich mehr als der erste zu bieten hat, was sich nicht nur auf die Laufzeit von „A Small But Angry Creature“ bezieht.
Ein FAZIT leicht gemacht, denn ich zitiere hier einfach mal den Pressetext, allerdings nicht kommentarlos: „Pitpony schwitzt Songs. In diesem akustisch-feuchten Bodensatz treibt ein Schlagzeug, wütet ein Bass, martert eine Gitarre und ächzt eine Stimme harmonisch verstörend, nicht bar der Ironie. Pitpony werden live erst zu dem, was sie nun einmal sind, zu einem energiegeladenen Drei-Mann-Gewitter.“ – dumpfes Donnern, schräger Singsang und schiefe Kakophonien inklusive. Professionalität klingt anders.
PS I: Übrigens kann jeder, bei dem durch diese Rezi zumindest die Neugier an der Musik von PITPONY geweckt wurde, diese CD inklusive Versand für 8,45 € über den oben angegebenen Link bestellen. Also dann fördert mal ein wenig die hoffnungsvolle deutsche, noch stark entwicklungsfähige Musikjugend!
PS II: Ich hoffe sehr, die Jungs von PITPONY sehen mich nach dieser Kritik nicht als „A Small But Angry Creature“ an. In diesem Falle wäre dann wohl eher „A Small And Disappointed Creature“ passender.
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.11.2009
Markus Kirrstetter
Stefan Karg
Florian Karg
Stefan Karg
Eigenvertrieb
30:55
10.10.2009