Zurück

Reviews

Point Blank: Fight On!

Stil: Southern AOR

Cover: Point Blank: Fight On!

POINT BLANK kategorisieren sich 2009 recht selbstbewusst in die Southern-Rockecke. Nun gut, lassen wir das einmal so stehen, auch wenn ich die Texaner stets näher bei ZZ TOP denn bei LYNYRD SKYNYRD verortet hatte. Zumal Mastermind Rusty Burns von Bartlänge und -farbe bestens in den Texas-Dreier passen würde. Nach dem bärenstarken, selbst betitelten Debüt 1976, übrigens produziert von ZZ TOPs Reglerschrauber Bill Ham, konnte bestenfalls noch der Zweitling "Second Season" mit dem Killer-Song "Back In The Alley" reüssieren. Danach glitt Point Blank immer tiefer in den AOR ab. Kein Wunder: Die Plattenfirmen machten extremen Druck für kommerzielles Gesülze. Den Zeitgenossen von .38 SPECIAL, eher eine Knarre mit Ladehemmung, blieb dieses Los ebenfalls nicht erspart.
Exakt 25 Jahre nach ihrem letzten Album meldeten sich Point Blank 2007 mit einer großartigen Live-Scheibe, "Reloaded", zurück. Im gleichen Jahr spielte man erstmals in Germany, in einer Rockpalastnacht mit GOV'T MULE als Headliner. Etwas verkrampft fiel dieser Auftritt allerdings enttäuschend aus. Nun, zwei Jahre später, erscheint mit "Fight On!" das erste Studioalbum nach 27 Jahren... und was für eins!

"Point Blank" steht für das Abfeuern einer Waffe aus nächster Nähe... und Tatsache: "Fight On!" ist ein echter Knaller! Gleich der Opener "Down Not Dead" zieht mit den krachenden Gitarren von Rusty Burns und Mouse Mayes richtig ordentlich vom Leder. Der Titeltrack könnte auch aus den Feder von Billy Gibbons entstanden sein, zumal die Bässe ZZ TOP-typisch mit Synthie-Bässen aufgepeppt wurden. "Deep Ellum Women" und "Hit The Bottom" sind knackige Blues-Rocker, wobei die quirligen Double-Leads vor allem Letzterem einen enormen Zug verleihen. "Made Of Stone" lässt Erinnerungen an die AOR-Phase der Band aufkeimen. Dieser Song ist AOR in bester Reinkultur. Dagegen ist -für meinen Geschmack- das folgende "My Soul Cries Out", ein kitschig-süßlicher Slow-Blues, die schwächste Nummer von "Fight On!" geworden. "Cold Day In Hell" ist nur unwesentlich besser ausgefallen. Diese Scharten werden allerdings mit zwei bärenstarken Nummern, "Big White Horse" und dem SKYNYRD'schen Riffrocker "Out Of Darkness", mehr als ausgewetzt. Auch "Undercover Lover" ist ein schöner Rocker geworden, bevor mit "Short Stack Of Blues", einem weiteren Adept der ZZ TOP'schen Geheimwissenschaften, ein richtig starker Schlusspunkt gesetzt wird.

FAZIT: Auch wenn man sich statt dem exzessiven Einsatz von Synthesizern mehr Piano- und vor allem Hammond B3-Einlagen gewünscht hätte: Mit "Fight On!" ist POINT BLANK ein richtig gutes Comeback-Studioalbum gelungen... so, und jetzt habe ich Appetit auf das Debüt und die "Second Season" bekommen - ich hoffe, Ihr auch!

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.12.2009

Tracklist

  1. Down Not Dead
  2. Fight On!
  3. Deep Ellum Women
  4. Hit The Bottom
  5. Made Of Stone
  6. My Soul Cries Out
  7. Big White Horse
  8. Out Of Darkness
  9. Cold Day In Hell
  10. Undercover Lover
  11. Short Stack Of Blues

Besetzung

  • Bass

    Phillip Petty

  • Gesang

    John O'Daniel

  • Gitarre

    Rusty Burns, Mouse Mayes

  • Keys

    Larry Telford, Rusty Burns

  • Schlagzeug

    David Crockett

Sonstiges

  • Label

    Dixiefrog Records

  • Spieldauer

    53:58

  • Erscheinungsdatum

    25.09.2009

© Musikreviews.de