„the bends“ macht konsequent da weiter, wo „Pablo Honey“ aufhörte. Tieftraurige Musik mit gelegentlichen Noise-Ausbrüchen. Diesmal noch ausgefeilter, noch mehr auf den Punkt gespielt, als auf dem schon beachtlichen Debüt. Hochemotionale Songs, die zwischen artifiziellem Weltschmerz (den „OK Computer“ endgültig perfektionieren sollte) und latenter Aggressivität, mit ergreifenden Melodien zwischen Brit-Pop und gitarrenlastigem Alternative-Rock mit leichten Grunge-Anklängen, changieren. Zwar fehlt der Überhit des Vorgängers, doch das tut dem Album gut, präsentiert es sich doch als geschlossenes und gereiftes Werk voller hochkarätiger Stücke ohne Ausfälle. Das wie nebenbei 5 Single-Auskopplungen und damit Hits abfallen, versteht sich fast von selbst.
CD 2 geht wieder in die Vollen und liefert auf fast 75 Minuten vierzehn B-Seiten, drei akustische Tracks und die BBC Radio One Session mit vier Stücken. Das passt wunderbar zum dazugehörigen Album, überzeugt in seinen Alternativversionen und ist ein keine Sekunde langweiliges Bad in Moll und Melodienseligkeit. Eine durch und durch stimmige Performance und auch, wenn „OK Computer“ das musikalische Spektrum RADIOHEADs noch einmal erweitern sollte, findet sich auf „the bends“ und dem begleitenden Material der am perfektesten austarierte Zugang in das dunkle Universum der britischen Band.
Alleine die beiden innovativen Videos zu „Just“ und „Street Spirit (Fade Out)“ lohnen schon die Mehrausgabe für die „Special Edition“. Dazu noch gut 70 Minuten RADIOHEAD-Live, ansehbar gefilmt und klanglich sauber präsentiert. Dass die Übergänge zwischen den einzelnen Songs nicht so sauber aufgelöst wurden, lässt sich verschmerzen.
FAZIT: Auch mit dem zweiten Package lässt sich Parlophone nicht lumpen. Für den Fan, der bereits alles hat, möglicherweise überflüssig; für alle anderen, die nur einen Hauch Interesse an RADIOHEAD haben, eine ertragreiche Zusammenstellung ohne nennenswerte Mängel. Ob man diese Veröffentlichungsflut gutheißt oder nicht, inhaltlich ist die „the bends“-Edition rundum empfehlenswert
Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.03.2009
Colin Greenwood
Thom Yorke, Ed O’Brien
Jon Greenwood, Thom Yorke, Ed O’Brien
Jon Greenwood, Thom Yorke
Phil Selway
Parlophone/EMI
48:41 (CD1) / 74:13 (CD2) / 90:40 (DVD)
20.03.2009