ROB ORLEMANS und seine Band HALF PAST MIDNIGHT haben bei mir den berühmten Stein im Brett. Bislang hat mich noch jede Scheibe dieses Trios aus den Socken gehauen. Ich erinnere nur an das tolle 2006er "Libertyville"-Album, das mir seinerzeit mit dem "Fuzzbox Boogie" gewaltigst die Haare gefönt hat. Leider machen sich die Niederländer eher rar mit ihren Veröffentlichungen und so ist jede Neuerscheinung erstmal ein Fest für mich.
ROB ORLEMANS gehört zu den Power-Bluesern vom Schlag eines ROB TOGNONI oder WALTER TROUT. Ihr wisst schon: Diese Sorte von Blues-Rockern, die Dir den Blues mit einer satten Portion Rock'n'Roll und Boogie förmlich um die Ohren schlagen. Was denen vielleicht an Finesse abgeht, gleichen sie mit einer enormen Power und Spielfreude aus. Konzerte mit diesen Burschen enden niemals unter zweieinhalb Stunden und obendrein meistens in orgiastischen Blues-Exzessen. ROB ORLEMANS ist so einer... Linkshänder wie JIMI HENDRIX und mit einem ähnlichen Gitarrenton ausgestattet. Dieser geniale Saitenbeisser hat den Niederländer mindestens genauso geprägt wie AC/DCs ANGUS YOUNG. CURTIS KNIGHT, in dessen Band in den 60ern ein gewisser Jimi Hendrix spielte, sicherte sich Mitte der 90er Jahre die Dienste der Band HALF PAST MIDNIGHT, deren Kopf Rob Orlemans war. Nach dem Ende der Zusammenarbeit der beiden, brachten sie unter diesem Branding noch zwei weitere Alben heraus. Leider sind diese, "Nightlicks I" bzw. "II" betitelt, seit langem gestrichen und nur noch mit sehr viel Glück in einem Online-Auktionshaus zu finden.
Mit dem langjährigen Bassisten Piet Tromp und dem dreimal zum holländischen Drummer des Jahres gekürten Ernst van Ee hat Orlemans nun seit fast drei Jahren die perfekte Begleitband. "Into The Spirit" ist das erste Album in dieser Besetzung... und es rockt!!!
"She loves Rock'n'Roll" eröffnet "Into The Spirit" mit einem wilden AC/DC-Riff - ein richtig wilder Nackenbrecher mit tollen Harp-Fills von Tonny van den Bosch. "No Hellhound" shufflet, als wäre STEVIE RAY VAUGHAN auferstanden. Es folgen zwei knochentrockene Boogies, bevor "Morning Dew" eine erste Duftmarke setzt. Mehrere Gitarrenspuren von der Zwölfsaitigen bis zur Slide schaffen ein vielschichtiges Arrangement - unterbaut von Ernst van Ees akzentuiertem Drumming. Ein kurzer, rotziger Boogie folgt und dann bringt der Titeltrack "Into The Spirit" richtig Feuer in die Hütte: Ein Riff-Rocker, wie ihn ROB TOGNONI nicht besser hinbekommen hätte. "Your Rainy Day", eine halbakustische Nummer, nimmt das Tempo heraus und sorgt für Delta-Blues-Feeling. "When The Haze Is Gone" kennen wir bereits vom "Libertyville"-Album. Dieser AC/DC-Abfetzer kommt aber in neuem Gewand und in doppelter Länge daher... und erneut bleibt hierbei kein Auge trocken.
Fünf kurz und knackig produzierte Nummern besorgen den Rest von "Into The Spirit", wobei die beiden Instrumentalnummern "Black Beauty" und "Wrong Number", letzterer von Piet Tromp und Ernst van Ee geschrieben, herausragen. "7000 Miles" wird wieder heftig 'runtergerockt und glänzt mit einem orientalisch angehauchten Gitarrensolo. Der Rausschmeißer "Howling Wolf" aus der Feder McKinley Morganfields, besser bekannt als MUDDY WATERS, wird von Orlemans auf der Akustischen geslidet und beendet ein ganz starkes Album.
FAZIT: Auch wenn man ROB ORLEMANS nicht in die Kategorie der ganz großen Sänger einstufen kann und die Texte vielleicht etwas eindimensional sind, ist ihm mit "Into The Spirit" ein unbedingter Pflichtkauf für die ambitionierte Blues-Rocksammlung gelungen. Eine Scheibe die mächtig rockt und einen Vorgeschmack auf die Live-Qualitäten der drei Niederländer bietet. Wenn ROB ORLEMANS & HALF PAST MIDNIGHT in Eurer Nähe spielen, müsst Ihr unbedingt hin... und dass mir keiner kommt, er hätte nix davon gewusst. ;-))
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.10.2009
Piet Tromp
Rob Orlemans
Rob Orlemans
Ernst Van Ee
Tonny Van Den Bosch (Harp), Vic Latumahia (Percussion)
Silvox
51:32
11.10.2009