Da schlagen wohl zwei Herzen in der Brust. SAINTSBLEED melden sich einige Jahre nach ihrem Demo mit dem ersten vollständigen Album zurück, und man hat fast den Eindruck, als wären mehrere Projekte oder Schaffensperioden durcheinander gewürfelt auf der CD gelandet. Auf der einen Seite ist da die Vorliebe für fette, oft auch mal modern groovende Riffs, Stakkato-Rhythmen und Oberton-Gequietsche, gleichzeitig gibt es aber auch puren True Metal zu hören. Dabei werden diese Elemente kaum vermischt, sondern, gerade zu Beginn des Albums, fast Song für Song abgewechselt. Da gibt es erst mit dem schleppenden Titeltrack ein wahres „Riff-Monster“, im Folgenden mit „Till We Fly“ melodischen Power Metal, wie er auch von GAMMA RAY stammen könnte. Anschließend wird es in „Human Virus“ mit verschleppten Grooves und Gitarrengefiepe wieder heftiger, um dann mit „The Path Of The Warrior“ wiederum plötzlich ganz stark in Richtung HAMMERFALL zu schwenken. Man meint fast, es mit einem Sampler zu tun zu haben. Zum Glück wurde jedoch auf einen einheitlichen Sound geachtet, und die starke Produktion hält das Album zusammen. Klangtechnisch ist „The Mighty Monster“ überaus gelungen und braucht sich hinter keiner professionellen Arbeit zu verstecken.
Im Gegensatz zur Musik wird der Gesang kaum variiert. Es gibt zwar prinzipiell Melodielinien, diese werden jedoch fast ausschließlich mit gepresster Stimme gebrüllt, wie man es eher bei einer Thrash- oder Hardcore-Band erwarten würde. Manchmal erinnert das halbmelodische, kratzige Shouting gar ein wenig an Kevin Russell (BÖHSE ONKELZ). Zwar bemühen sich SAINTSBLEED um Abwechslung, Refrains werden z.B. im Chor gebrüllt, aber der Gesang bleibt eine kleine Schwachstelle. Gleichzeitig ist Sasch Menschls Stimme natürlich aber auch das Element, welches die recht unterschiedlichen Songs verbindet. Den traditionellen Tracks verleiht er somit ein Mindestmaß an Originalität, was mit einer klassischen Power-Metal-Stimme wohl nur schwer möglich gewesen wäre.
Wo diese True-Metal-Nummern sauber und schlüssig arrangiert, aber auch ein wenig bieder und konventionell wirken, nutzen SAINTSBLEED die anderen Tracks, um immer mal wieder ein wenig zu experimentieren. Ungewöhnliche Songaufbauten oder Keyboardspielereien sorgen für Abwechslung, nicht immer gelingen diese Ausflüge jedoch. Einige Kompositionen wirken nicht ganz rund arrangiert oder nur halbfertig. Man wartet darauf, dass es richtig losgeht, und dann ist der Song auch schon wieder vorbei. Mit dem überlangen „Atlantis“ dagegen versuchen sich SAINTSBLEED an einer epischen Nummer: Die Grundideen stimmen, man kann erkennen, was die Band erreichen wollte, aber die Umsetzung ist noch nicht ganz uneingeschränkt gelungen.
FAZIT: Einerseits wirkt „The Mighty Monster“ durch die sehr unterschiedlichen Songs etwas zerfahren und inhomogen, auch wenn die gute Produktion einiges ausgleicht. Andererseits könnte gerade aufgrund dieser Vielfalt hier für jeden Metal-Fan etwas dabei sein, vorausgesetzt man kommt mit dem rauhen Gesang klar. Wenn es SAINTSBLEED in Zukunft gelingt, die unterschiedlichen Vorlieben und Einflüsse nicht in einzelnen Songs auszuleben, sondern daraus einen eigenen, charakteristischen Sound zu formen, dürfte das Ergebnis mehr als interessant klingen.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.04.2009
Sasch Menschl
Sasch Menschl
Sasch Menschl, Twain Friedrich
Sasch Menschl
Sasch Menschl
Eigenproduktion
49:13
01.02.2009