Langsam, aber immer sicherer mausert sich 10T Records zu einem hochinteressanten Label, das neben hervorragenden Prog-Rock-Bands aus aller Welt nicht nur mit hochgradigen Musikern aufwartet, sondern auch mit jeder Menge Ideenreichtum. Diese „Undercover“-Zusammenstellung ist ein wirklich gutes Beispiel dafür – und kommt glücklicherweise für uns Kritiker nicht in irgendeiner Promo-Version daher. Danke 10T Records – danke „Just For Kicks“. Das finde ich echt IO ;-)
Die Idee hinter diesem Projekt ist wirklich einfach und zugleich wirkungsvoll. Insgesamt 11 von 10T Records verpflichtete Bands sollten ein Musikstück, das sie persönlich mit am stärksten in ihrer eigenen musikalischen Entwicklung prägte, covern. Nur dieses Covern durfte nicht unter dem Aspekt des Nachspielens, sondern eher einer Neuinterpretation verstanden werden. Und während die Einen (FROM.UZ oder FROGG CAFE) dabei ihr Bestes gaben, gab es leider auch die Anderen (BOLT oder ELF PROJECT), die zu stark neben der Spur landeten.
Nun ist solch eine Bewertung sicher subjektive Ansichtssache, aber wer sich an KRAFTWERKs „Das Model“ oder an PINK FLOYDs „Set The Controls For The Heart Of The Sun“ wagt und dabei nur zwei recht getragene, wenig einfallsreiche Versionen zu bieten hat, die um Längen hinter dem Original zurück bleiben, der muss natürlich solche Schelte ertragen. Denn ein Problem bei jeder Coverversion ist wohl die Tatsache, dass man als Hörer, vorausgesetzt man kennt es, immer das Original im Hinterkopf hat – und sofort unfreiwillig Vorlage und Abziehbild miteinander vergleicht. Freude kommt auf, wenn neue Impulse zu entdecken sind, Ärger, wenn einfach nur ein farbloses Abbild entsteht.
Großen Grund zur Freude bietet gleich der erste Titel von „Undercover“. Die usbekische Proginstitution der Extraklasse FROM.UZ nehmen sich KING CRIMSONs „Starless And Bible Black“ vom Album „Red“ vor, versehen es mit Streichern und Bläsern und völlig neuen Rhythmusfragmenten, dass einem bei so viel Einfallsreichtum das musikalische Herz aufgeht. Gleiches gilt auch für den mit 11:15 Minuten längsten Titel der Zusammenstellung, der von FROGG CAFE kommt, die sich an das Mahavishnu Orchestra wagen und nicht nur das extrem komplizierte Violinenspiel meistern, sondern gleich noch jede Menge Trompete mit beisteuern. Auch die „Cross-Eyed Mary“ von JETHRO TULL, die sich REBEL WHEEL vornehmen, klingt plötzlich absolut progressiv, weil ihr diese typischen Folk-Einlagen, die Herr ANDERSON immer so gerne mag, fehlen. Eine letzte, faustdicke Überraschung dieses Albums ist dann, die mir bis dato noch unbekannte Band EVERYTHING IN SEVEN, die sich einen GENESIS-Titel ausgewählt haben, der für einige Fans der „alten“ GENESIS wegen seiner ausschließlichen Balladenhaftigkeit zum Ärgernis geworden ist: „Man On The Corner“. Bereits der interessante Gesang, die vielen Verfremdungen und am Ende die härtere Ausrichtung dieses Titels, die ihm das typisch Balladenhafte nimmt, lässt durchaus aufhorchen.
Ob allerdings die progressive Hörerschar eine Coverversion von DURAN DURAN braucht, sei einmal dahingestellt. Wie sowas am Ende klingt, überlassen wir mal ganz unkommentiert dem FLUTTR EFFECT.
FAZIT: Eine interessante Idee, umgesetzt auf einem interessanten Album. Hochkarätige Musiker aus dem Bereich der progressiven Rockmusik covern einen Titel ihrer musikalischen Vorbilder. Größtenteils kommend dabei tolle Interpretationen mit viel Eigenständigkeit heraus und wirkliche Schwachpunkte bleiben dabei die Seltenheit.
Erhältlich über www.justforkicks.de
Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.11.2009
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10T Records / Just For Kicks
70:24
06.11.2009