Wenn die Leichenschminkefraktion aufgrund des Albumtitels mutmaßt, dass hier Schwarz Metal im Spiel ist, wird sie eine herbe Enttäuschung erleben. SANCTFICATION prügeln sich stattdessen auf „Black Reign“ derbe durch neun Death Metal Geschosse, die jedoch einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen.
Für Menschen, die Musik beim Hausaufgabenmachen oder im Supermarkt hören, ist der Zweitling der Schweden definitiv nichts, da dann nur ein donnernder Zug auf einer Hochgeschwindigkeitstrasse vorbeirauscht, wobei sich der ICE Landshut nur marginal vom ICE Fulda unterscheiden dürfte. Ist man jedoch bereit, sich konzentriert auf das Gemetzel einzulassen, gewinnt SANCTFICATION deutlich an Profil und vermag hauptsächlich durch die verbreitete negative Grundstimmung zu überzeugen. Auch wenn ein Großteil der Songs mit pausenlosen Double-Bass-Attacken und Blastbeats unterlegt ist, sorgen gerade die langsameren instrumentalen Passagen mit ihren ausgeprägten brachialen Bienenschwarm-Gitarren für eine sicke Atmosphäre. SANCTFICATION sind musikalisch aber nicht nur der Stockholm-Schule verhaftet, sondern schielen ganz gewaltig in wärmere Gefilde - spontan würde mir Tampa, Florida einfallen – so dass der eine oder andere komplexe Part oder plötzliche Break bei intensiven Zuhören auffällt, aber auch nur dann.
In The Name Of Namedropping:
Das hier keine Anfänger am Werke sind, ist offensichtlich, wobei sich bei SANCTFICATION das Musikerkarussel munter in Blastbeatgeschwindigkeit dreht und Sänger und Bassist Hell die Band schon wieder verlassen hat, um durch DARK FUNERAL Sänger Magnus Broberg ersetzt zu werden, der wie auch Peter Tägtgren schon auf dieser Scheibe hier einige Gesänge beigesteuert hat. Die Gitarrenfraktion ist sonst bei IN BATTLE tätig und der mittlerweile Ex-Drummer Nils Fjellström konnte zur Aufnahmesession ebenfalls von DARK FUNERAL geliehen werden. Uff.
FAZIT: „Black Reign“ ballert ohne Ende, wirkt beim Nebenbei-Hören reichlich unspektakulär, hat bei näherer Betrachtung eine durchaus abgefahrenen düstere Grundstimmung, aber auch Längen. Mit SANCTFICATION muss man sich definitiv beschäftigen und auseinandersetzten, hier ist nix mit „Liebe auf den ersten Blick“.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.07.2009
Kristoffer Hell
Kristoffer Hell, Gäste: Emperor Magus Caligula, Peter Tägtgren
Tomas Elofsson, Marcus Edvardsson
Nils Fjellström
Pulverised Records
30:32
10.07.2009