Klar, den Core muss selbst ihr Label THE BURNING noch irgendwie in die Stilbeschreibung schieben. Das wird den Dänen, die sich an modernem US-Aggrometal sowie Nachbarn wie The Haunted orientieren, nicht gerecht. Ihr zweites Album ist also kein Metalcore, aber ebenso wenig ein Originalitätsbeweis.
Allerdings verwechseln THE BURNING nicht das klangliche Niemandsland mit dem Songwriting-Paradies. Ein Ding wie "Carnivora" bleibt haften - nicht zuletzt dank der angenehm eigenständigen Stimme von Johnny Haven, die nicht nur dem Skandi-Kreisch verfallen ist und sich sehr gut verstehen lässt. Also: statt "Wir wollen so klingen wie" möchten THE BURNING fürwahr Songs schreiben und ihre Lyrics dabei offenbar nicht nur als schmuckes Zubrot verstanden wissen. Es ist nicht so, dass man gebannt der Dinge lauscht, die Haven dort erörtert, und auch die Musik raubt bei aller Vehemenz nicht den Atmen (welche Neuerscheinung hat das zuletzt?), doch die Gruppe verarbeitet eindeutig weniger offensichtliche und vielfältige Einflüsse als andere Dahergelaufenen im Genre. Das ist in der Melodiearbeit der Gitarristen vernehmbar, die sich der Slayer-Anbetung verweigern und ihre Eigenständigkeit klar herausstellen möchten. Trotz Newcomerstatus sind hier Musiker am Werk, die nicht erst mit der x-ten Generation aufgewärmter und als fortschrittlich angepriesener Sounds sozialisiert wurden.
Die Einflussgeber sind indes weniger im Hintergrund vernehmbar, als dass THE BURNING schlichtweg nichts Neues vollbringen, sondern sich mehrerer Stilmittel aus der bisherigen Heftigmetall-Geschichte bedienen, ohne plump zu kopieren. Das erfrischt den Hörer, der nämlich nicht beim Durchskippen sagen kann, dieses oder jenes Stück sei wahlweise der "Raining Blood"-Wiedergänger, der eingängige Hit, beziehungsweise der Ruhepol, höchste, schnellste, weiteste Track... "Rewakening" folgt im Aufbau einer eigenen Dynamik und verbietet sich Formatsongs, zumal ohnehin nicht durchgängig getackert wird. "Father They Call Me The Heretic" etwa ist im Kriechtempo, mit Wah-Leads und einem Klangbild mit viel Luft innerhalb des Genrekontexts ziemlich abwegig- im Umkehrschluss macht die Band es sich so nicht leicht, denn ein unmittelbarer Smasher ist ihre zweite Scheibe nicht geworden, und auch Bo Summers (Illdisposed) Gastauftritt wird nicht den Massenabsatz der Platte bewirken.
FAZIT: THE BURNING haben ein starkes Thrash-Death-Album veröffentlicht, das nicht plump auf schnelle Freundschaft aus ist. Die unmittelbaren "Killer" fehlen, machen "Rewakening" aber zu einer länger reizvollen Angelegenheit für alte und junge Hasen, die bei aggressivem Metal ihre Langlappen spitzen. Crowbar meets Carcass ist als Vergleich von Massacre vielleicht gar nicht so schlecht gewählt... wenn auch die Klasse und Stimmung nicht identisch ist.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.02.2009
Thue Moeller
Johnny Haven
Rasmus Vinding
Toby Hoes
Massacre Records / Soulfood
47:06
27.02.2009