Obwohl „Satanic Panic“, das dritte und beste Album der begnadeten TRANSPORT LEAGUE, keinen offiziellen Klassikerstatus besitzt, gehört es doch definitiv zu den stärksten Alben in meinem Schränkchen und zu meinen absoluten Lieblingsplatten. Sie sollte JEDEM Rockmusiker und JEDEM Fan guter Rockmusik geläufig sein, und das aus mehreren zwingenden Gründen. Die Musiker können hier lernen, wie effektives Songwriting funktioniert, denn hier sitzen jeder Ton, jeder Schlag und jedes Wort genau da, wo sie hingehören. Ebenso wichtig für die überragende Klasse dieses Meisterwerks ist die völlig selbstverständliche und 100% organische Verknüpfung vielfältigster Einflüsse zu 11 Hits, die alle eine ganz eigene Identität besitzen und dennoch in ihrer Gesamtheit dem Album einen unverwechselbaren Stil verleihen.
Dieser Stil mag bei einer Aufzählung seiner Elemente krude klingen, aber es sei versichert, das ist er nicht. Die Band um ex-B-THONG und ex-alles-Mögliche-Sänger Tony Jelencovich vermengt Metal, Rock, Hardcore und sogar Gegensätzliches wie Blues und gelegentliche Nu Metal-Phrasierungen innerhalb eines einzigen Songs zu solchen Übergranaten wie dem Opener „Hell Predicted“, der die Marschrute für das Album vorgibt.
Fette Riffs, die trotz weniger Töne nun schon hunderte Durchläufe lang immer spannend bleiben, werden dem Fan guter Rockmusik nach einem beherzten „Let´s Go“ im Schweinsgalopp um die Ohren gehauen und das erste, was man nach diesem tiefgestimmten Frontalüberfall auf den Motocortex wieder denken kann ist: Meine Fresse, was ist das für ein DRUCK! Das bluesgetränkte „Plague Ship“ ist schwerer als alles, was CROWBAR je aufgenommen haben, „Neckdraft“ qualifiziert Jelencovich als richtig guten Sänger, bevor er mit perfekt auf dem Punkt geschrieenen Vocalsalven auf Stakkatoriffs antwortet. Schon jetzt ist man restlos begeistert und vom Zappeln naßgeschwitzt, und es wird einem klar - das waren erst drei Songs. Egal ob brutalster Groove ("Man Sized Drain“, „Psycho Connected“), der PRONG und HATEBREED vor Neid erblassen lassen, großartig gesungener Southern Metal in „Un-Man Conquer“, evil Schweinerock in „Last“ oder das besoffen klingende Hauptriff im Rausprügler „Creep Provider“ – hier stimmt alles. Grandios komponiert, mit unglaublich Drive gespielt, monsterfett und grollend böse produziert und von Vocals veredelt, die zu den geilsten der gesamten verfickten Szene zählen. Inhaltlich ist die Band dem Hardcore zum Glück näher als dem Breitbeinrock. Dabei erzählt Jelecovich, ähnlich wie Blaine Cook von THE ACCÜSED, seine Böser-Mann-Geschichten mit einem Augenzwinkern, einem kritischen Hintersinn, ohne explizit politisch zu sein – das hebt man sich für die Linernotes auf. Man möge doch bitte Greenpeace und andere NGOs unterstützen.
Wenn man dann nach Verklingen des letzten Songs wieder zu sich kommt und all die zerschlagenen Möbel sieht, nur um im selben Moment „Play“ zu drücken, ist der letzte klare Gedanke vor der neuerlichen motorischen Ausschweifung: Das Suchtpotential dieser Scheibe liegt irgendwo im Bereich vom Crack.
FAZIT: „Satanic Panic“ ist eine der ganz, ganz wenigen Scheiben überhaupt, an denen kein noch so kleines Detail verbesserungsfähig ist. Hier ist einfach alles großartig. Wer die Platte nicht hat: Kaufen!
Punkte: 15/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.07.2009
Ken Sandin
Tony Jelencovich
Tony Jelencovich, Peter Hunyadi
Patrick J.Sten
Pavement
45:26
19.07.2009