Bisher waren WASTEFALL die beste PAIN OF SALVATION-Ersatzdroge. Mittlerweile hat sich diese griechische Band leider aufgelöst und pünktlich kommen VANGOUGH mit ihrer „Manikin Parade“ in die Startlöcher, um jedem Fan von Gildenlöw und & Co die Freudentränen in die Augen zu treiben. Dabei wäre es aber ungerecht, VANGOUGH als bloßen Klon abzutun, denn die Amis kochen ihr eigenes Süppchen und zwar wild, ergreifend und unverschämt melodiös.
Als erstes fällt die stimmliche Ähnlichkeit Clay Withrows mit Daniel Gildenlöw auf. Der Gesang auf „Manikin Parade“ ist wunderbar, vielschichtig und emotional. Hier wird von harter Rockröhre über sanft Säuselndes bis zu gesprochenen Passagen alles abgedeckt, was das Gefühlsspektrum hergibt. Warum gibt es so wenige Sänger, die das können? Sicherlich beherrschen einige Damen und Herren aus der Rock- und Metalszene ihr Stimmorgan mit technisch höchster Präzision, doch werden zumeist nur zwei bis drei stimmliche Varianten abgerufen, obwohl das Gefühlsspektrum von tiefstem Hass bis zum zuckersüßen Liebeskleister eine unendliche Vielzahl von Schattierungen und Nuancen zu bieten hat.
VANGOUGH kennen ihr Vorbilder, riffen harte Stakkati, lassen das Keyboard elegisch schwelgen, die Gitarren singen und das Piano perlen. Von DREAM THEATER über SYMPHONY X, PINK FLOYD und PAIN OF SALVATION ist hier allerhand auszumachen, wobei die letztgenannten Schweden den größten Brocken im Kaleidoskop von Einflüssen darstellen. Mit größter Leichtigkeit verbinden VANGOUGH Hartmetallisches mit zutiefst ergreifenden Melodien und Momenten von solch bewegender Intensität, dass man emotional abgestumpft sein muss, wenn der grandiose Titeltrack des Albums nicht brodelnde Gänsehaut auf den Rücken zaubert.
Neben Streifzügen durch den Prog Metal, symphonischen Rock und melancholischen Art Rock integrieren diese Burschen nahtlos dunkle Blechbläser, Jahrmarktsmusik, gesprochene Theater-Groteske und Spinett-Klänge derart geschmackvoll in ihren Sound, wie es die Großen der Szene höchstens in ihren frühen Sturm-und-Drang-Phasen auf die Reihe bekommen haben. Und wenn man jetzt noch bedenkt, dass Clay Withrown neben dem Gesang noch Gitarre, Bass und Keyboards übernommen hat, wird schnell klar, dass hier ein neues Talent schlummert, das nach ein paar Schritten aus den Schatten der Vorbilder heraus, noch ganz, ganz Großes leisten kann.
FAZIT: Die Chance, dass in diesem Jahr ein anderes Prog-Metal-Album, der „Manikin Parade“ den Rang als bestes Newcomer-Werk ablaufen wird, ist mehr als unwahrscheinlich. VANGOUGH zeigen mit ihrem selbstproduzierten Silberling, wie mitreißend und vielschichtig, melodiös und haarsträubend bewegend Rock und Metal doch sein kann. Absolute Pflicht – nicht nur für PAIN OF SALVATION-Fans!
Erhältlich bei www.justforkicks.de
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.06.2009
Clay Withrow
Clay Withrow
Clay Withrow
Clay Withrow
Brandon Lopez
Eigenproduktion / Just For Kicks
75:04
30.06.2009