Da geht eine ehemals innovative (und im Original sehenswerte) Fingerübung in blutigem Suspense in die fünfte Runde und beweist einmal mehr, dass Fortsetzungen selten das Level des Ursprungs halten können, auch wenn sie optisch mehr von allem bringen mögen. Mehr Blut, mehr Schweiß, mehr zerhackte Körper. Doch bereits der zweite Teil der SAW-Reihe verriet das boshafte Spiel mit Schuld und Strafe an eine wenig erquickliche und inkonsequente Metzelei. Jetzt geht der magere Spaß in die fünfte Runde und hat zugleich ein Soundtrackalbum von über einer Stunde Länge im Gepäck. Nein, SAW V ist KEIN Musical, das vorliegende Album ist nicht einmal der vollständige Soundtrack, sondern heißt explizit „Music From and Inspired“ von Jigsaws kleinem Killerspiel. Wenn es danach geht, fehlt SAW V vor allem eines: eine geschlossene Atmosphäre. Denn auf dem Album stehen unterschiedliche Musiker, Bands und Stile nebeneinander, die keinen gemeinsamen Nenner durchscheinen lassen. Zwar ist es vielfach laut und krachig (Splatter?), aber sowohl metallisch bei MINISTRY, PRONG oder EBM-mäßig bei SKINNY PUPPY nicht sonderlich ersprießlich. Charlie Clouser, William Control ziehen sich, an der Vorgabe gemessen, noch am besten aus der Affäre. Vermutlich weil Clousers Stücke tatsächlich zum Soundtrack gehören und Controls „Strangers“ am ehesten Ähnlichkeit mit einem Soundtrackpart besitzt, und beide Musiker damit so etwas wie dezent gruselige Stimmung verströmen. Auch bei den restlichen Songs gibt es starke Tracks wie TESTAMENTs vollmundigen „True Believer“, THE ALMIGHTYs stimmungsvolles „Thanks Again, Again“ oder Emilie Autumns und FUNKER VOGTS Beiträge. Doch die könnten allesamt Pate stehen für „Plötzlich Prinzessin 3“, zumindest aber „American Pie – Hardcore Teil 2“ oder irgendein thematisch völlig anderes Kinofilmchen.
Nichts Neues unter der Sonne und im blutigen Kellergewölbe. Deshalb flugs die besten Stücke ausgeschnitten und ein Mixtape für’s Auto daraus gebastelt.
FAZIT: Was SAW V als Soundtrack und Inspiration anpreist, ist das genaue Gegenteil des letzteren: eine uninspirierte Zusammenstellung schlechter, mäßiger und guter Songs, meist zelebriert von ehemaligen B-Helden, die sich ihr Zubrot als Begleitung zu Jigsaws derben Rätselspielchen verdienen. Einzelne Namen lassen aufhorchen: TESTAMENT, MINISTRY, FILTER, THE ALMIGHTY, PRONG, DIE KRUPPS, SKINNY PUPPY oder die REVOLTING COCKS; aber mehr als beiläufiges (MINISTRY, FILTER, KRUPPS) und teils nerviges (PRONG, SKINNY PUPPY) Gedudel ist oft nicht drin. Auf zur Schlachtbank, du dreckiger, kleiner Hochstapler von einem unausgegorenen Merchandise-Produkt: Jigsaw wartet schon. Nicht auf mich.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.01.2009
Diverse
Synthetic Symphony / SPV
68:26
28.11.2008