Sechs Jahre bis zur Debüt-LP sind eine lange Zeit, eine Zeit, die sich auch manch andere Band nehmen sollte, statt mit halbgaren Schnellschüssen die Musik-Landschaft zu verunreinigen. Dem deutschen Fünfer VERSUS SUNRISE hat es auf jeden Fall nicht geschadet, seinen Deathcore entsprechend lange reifen zu lassen. „The Pleasure And The Pain“ bietet dann auch genau das, was der Titel verspricht.
Zunächst widmen wir uns mal dem Genuss: VERSUS SUNRISE spielen zwar offiziell Deathcore, die Betonung liegt aber in weiten Bereichen auf der ersten Silbe, überwiegend regiert melodischer Death Metal, der aber erst in der zweiten Hälfte der Scheibe richtig zündet, da hier mehr Fluss in die Songs kommt und das genretypische Brutalo-Breakdown-Gehabe in den Hintergrund tritt. Statt dessen lassen ausgerechnet Elektronikspielereien die Songs in besonderem Glanz erstrahlen, dezent aber sehr wirkungsvoll, da wird der Rausschmeißer „Black Sheep“ zu einem echten Highlight von „The Pleasure And The Pain“. Gesanglich bewegt man sich auf Linie, heißt Growl und Screams wechseln, auf Pig Squeals wird verzichtet. Die Songtitel und Textfragmente, die im Booklet niedergelegt sind, lassen erahnen, dass VERSUS SUNRISE durchaus inhaltlich was zu bieten haben, warum wird dann aber auf die vollständigen Texte verzichtet? Das Soundgewand der Band ist modern, brachial und differenziert, also sehr passend. So viel zur Haben-Seite.
Der schmerzhafte Teil dieses Reviews: Einen Longplayer mit planlosem Gebrüll zu starten ist sicher gewagt, dieses sinnentleerte - aber nicht schmerzverzerrte - Rumgebölke dann auch noch unter „The Pain“ firmieren zu lassen, schon an der Grenze zur Pannenshow. Fehlstart, der auch die meisten zufälligen Hörer abschrecken wird. Das zweite Problem von VERSUS SUNRISE ist eines, welches mehr oder weniger die gesamte Deathcore-Gemeinde betrifft. Zu Gunsten von Möchtegern-Brutalität wird auf gutes Songwriting verzichtet, oft reihen sich auch auf „The Pleasure And The Pain“ gut gemachte Parts aneinander ohne erinnerungswürdige nachvollziehbare Songs zu ergeben. Da folgt Staccato-Riff auf Breakdown auf Schweden-Elchtod-Melodie und nichts setzt sich im Ohr fest. Dieses Manko gibt sich aber im Verlauf der Scheibe glücklicherweise etwas und lässt das Pendel doch noch zur positiven Seite ausschlagen. Das Cover, nee, ich lass es lieber...
FAZIT: Deathcore aus deutschen Landen, gut gemacht, aber noch zu sehr eingezwängt in Genrekonventionen. Im Verlauf beinhaltet "The Pleasure And The Pain" dann doch einige Highlights, die es sicher rechtfertigen, VERSUS SUNRISE mal näher unter die Lupe zu nehmen. Gutes Debüt einer Band, die Potential für Großes mitbringt.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.11.2009
Patrick
Jan
Jörg, Felix
Stefan
Yonah Records
39:45
13.11.2009