Vier Schweizer tingeln nach Hamburg, um dort unter professioneller Anleitung ihr fünftes Pop-Rock-Album einzuspielen. In ihrer Heimat sind VIVIAN schon seit Längerem erfolgreiche Schlüpferstürmer und konnten dort schon einige Erfolge für sich verbuchen. Getragen von einem sehr transparenten, fast schon klinisch-reinem Sound gibt es vierzehnmal eingängig-poppigen Alternative Rock auf die Öhrchen, der auf Eingängigkeit und die gefühlvolle Stimme Roger Vivians setzt.
Die Balladendichte auf „Nordic Hotel“ ist erstaunlich gering, der Schmalzfaktor erreicht hier keine kritischen Werte, was man VIVIAN wirklich zugute halten muss. Letztendlich verfolgen die Schweizer mit ihrer Musik aber den Weg des geringsten Widerstandes: Ecken und Kanten hat „Nordic Hotel“ keine zu bieten, hier wird alles mundtauglich vorportioniert für den Radiokonsumenten, der die leichte musikalische Unterhaltung als Soundtrack zum Wohlfühlen benötigt. Erschwerend kommt hinzu, dass die Songs recht einförmig ins Ohr fließen, was euphemistisch ausgedrückt einen „homogenen Gesamteindruck“ vermittelt. In ihren besten Momemten klingen VIVIAN nach Ben Folds ohne Piano – mit „Another Last Shot“ ist ihnen ein melancholischer, aber nichtsdestotrotz frisch-treibender Alternative-Hit gelungen, bei „Celebration“ wird auch die minimal härtere Rock-Keule ausgepackt.
FAZIT: Schmerzen fügen VIVIAN ihren Hörern nicht zu – und auch sonst wird das Gefühlsspektrum nur auf einfachster Ebene stimuliert. „Nordic Hotel“ präsentieren sich höchst professionell - aber leider auch künstlerisch vollkommen unbedeutend. Wer auf emotionalen Alternative-Rock steht, sollte sich als Geheimtipp besser „Here’s To You“ von den südafrikanischen JUST JINGER besorgen.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.05.2009
Adrian Müller
Roger Vivian, Marcel Jeker, Adrian Müller
Roger Vivian, Marcel Jeker
Stefan Wicki
Fastball Music
53:36
20.03.2009