Diverse Abschiedskonzerte später: THE MISSION sind (mal wieder) Geschichte, und Mastermind WAYNE HUSSEY nutzt die gewonnene Zeit, um Songs zu präsentieren, die ihm am Herzen liegen.
Eigene und solche, die er zu eigenen macht. Bei allen Vorbehalten, die man gegen Cover-Versionen haben kann, eins macht HUSSEY auf jeden Fall richtig: er interpretiert seine Wunschlieder sehr persönlich, ohne ihren ursprünglichen Charakter komplett zu dekonstruieren.
Das hat wenig mit der melodramatischen Wucht seiner ehemaligen Band zu tun, sondern zeigt sich, wie der Titel „Bare“ schon verrät, von seiner entschlackten, fast akustischen Seite.
Die Betonung liegt auf „fast“, denn wenn auch Akustik-Gitarre und Klavier den Klang prägen, untermalt bereits zu Beginn eine, gefährlich nach den 80ern tönende, Drum Machine THE CUREs „A Night Like This“, das traurig und entkernt aus den Boxen schallt. Wobei „schallen“ das falsche Wort ist. Die Lieder kriechen, schleichen sich durch ein nachtschattiges Album, fräsen sich in ihren besten Momenten ins Ohr, schlafwandeln aber mitunter auch lethargisch vorüber.
Wieder einmal wird der Beweis angetreten, dass die Musik der Beach Boys, das todtraurigste sein kann, was unter dem Label „Pop“ firmiert. David Bowies „Ashes To Ashes“ erlebt eine Live eingespielte Liebeserklärung, die den Song aus dem All wieder auf die Erde holt.
Exzellent auch die „Shelter From The Storm“-Neuinterpretation (mitnichten basierend auf dem Bob Dylan-Lied, sondern auf der B-Seite des THE MISSION eigenen „Wasteland“ zu finden).
Überraschend fällt „Stars Don’t Shine Without You“ aus, gewinnt es doch im plätschernden Verlauf gewaltig hinzu. WAYNE HUSSEY entpuppt sich als BEATLES-Freund. Man lernt nie aus.
„My Funny Valentine“ ist nicht übel, aber vergebliche Liebesmühe. Denn es tritt in Konkurrenz zur herzzerreißenden NICO-Interpretation. Ein Vergleich, den HUSSEY nicht gewinnen kann.
„With Or Without You“, im Original von U2, liegt HUSSEYs Ursprüngen näher, er bringt das geballte Herzeleid nachdenklich ausgebremst zu Gehör. Gefällt.
Ab und an hätte der Sänger und Allround-Musiker auch explodieren dürfen, insgesamt klingt „Bare“ ein wenig zu gleichförmig. Doch die kontinuierliche Wärme lässt auch kältere Stunden behaglich werden.
FAZIT: Eine weitere fast perfekte Herbstplatte. Vor allem für den Herbst zu zweit. BARE sind intime Skizzen eines Mannes, der Romantik und Herzschmerz ansonsten mit wehenden Fahnen und hallenden Gitarren vor sich hertrug. Hier zeigt er sich gereift, von inniger Ergriffenheit, nur manchmal zu abgeklärt.
Aufgepeppt wird das Album noch durch vier Live-Songs, die sich nahtlos ins Konzept einpassen und „Bare“ auf (zu?) lange 77-Minuten strecken. Bemerkenswert ist die sanfte Neuinterpretation des DAVID BOWIE- Fortsetzungs-Klassikers „Ashes To Ashes“.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.10.2009
Wayne Hussey
Wayne Hussey
Wayne Hussey
Wayne Hussey
Wayne Hussey
Echozone/Neo/ Sony
77:13
23.10.2009