Wer sich mal richtig die Birne wegdröhnen will, der greife zu diesem feinen Silberling. WELTRAUM ist der einprägsame Name einer deutschen Psych-Band, die mit „Magnolia“ ihr erstes Album unter einem Indie-Label veröffentlichen. 1999 gegründet, war WELTRAUM schon immer eine gefragte Live-Kombo im Underground und sorgt auf Festivals mit ihren endlos langen Jams regelmäßig für fröhliche Jointrunden im Publikum.
Die sieben Mitglieder umfassen zwei Gitarristen, zwei Bassisten, einen Schlagzeuger und mehrere andere Akteure, die allerlei seltsames Instrumentarium in den Sound mit einbringen. Ein Djembe (ein Percussioninstrument aus Afrika), Fujara (eine slowakische Hirtenflöte), meinetwegen auch das Didgeridoo, sieht – oder hört - man ja schließlich nicht alle Tage in der Rockmusik.
Nicht zu vergessen: Die Musik von WELTRAUM ist komplett improvisiert. Es gibt so gut wie keine Vorgaben, man lässt sich getreu dem Motto der 60er Jahre Psychedelic-Szene in einem Bewusstseinsstrom treiben. Wohin dieser einen führt, kann man an den meist über zehnminütigen Jams erkennen. Geräusche, verhaltene Gitarrenklänge eröffnen die „Songs“, spinnen Fäden und weben schließlich ein festes Netz zwischen den anderen Instrumenten, während das Didgeridoo eine wohlig bekiffte Atmosphäre verbreitet. Eigentlich ist das nichts anderes als instrumentaler Ambient-Psych-Krautrock auf den Spuren von CAN, AMON DÜÜL, FAUST, den großen PINK FLOYD und den OZRIC TENTACLES. Feste Songstrukturen werden aufgelöst, aufgeschmolzen und vor die Füße des berauschten Hörers ausgegossen. Ob man diese Musik dann in sich hineinfließen lässt, ist die Entscheidung eines jeden Einzelnen.
Langeweile entsteht aber nur dann, wenn man auf schnelle Tanzmusik aus ist. Man muss „Magnolia“ entweder intensiv in der richtigen Umgebung aufsaugen oder meine folgende Lieblingsmethode anwenden: Setzt oder legt euch hin, leert euer Gehirn, dämmt das Licht, dreht die Anlage auf. Es dauert nicht lange, bis einen die jazzig-psychedelischen Dub- und Krautrock Klänge mitreißen.
FAZIT: Für WELTRAUMs „Magnolia“ gilt: Love it or leave it. Es soll angeblich ein paar Freaks da draußen geben, die diese Art von totaler Jam-Underground-Musik lieben. Die werden sich nach dieser CD die Finger lecken. Wem das zu 100% improvisierte, auf vollständig spontaner Basis entstandene Gebräu zu zerdehnt und zu flüchtig ist, der kann das Album immer noch als Reserve für kommende Shisha- und Kifferparties in den Schrank stellen.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.05.2009
Dora Gockel, Jens Dittberner
Boris Mihatsch, Sebastian Widjaja
Denniz Gockel
Tom Kosiowski (Didgeridoo, Stimme), Armin Wenk (Djembe), Jochen Kosanke (Fujara)
AREADB
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01.04.2009