Southern fried, beer drinkin' and shit kickin' - that's WHITE COWBELL OKLAHOMA. Eine völlig durchgeknallte Truppe, ursprünglich aus der Einöde des kanadischen Mittleren Westens, die es in den Süden der US verschlagen hat. Nun sind, das muss erklärt erwähnt werden, die Bewohner Oklahomas -so genannte "Okie's"- die Ostfriesen des amerikanischen Kontinents, und mit diesem Blödel-Image kokettieren WCO [wie ich sie aus Platzgründen zu nennen gedenke] ganz offensichtlich. Da sind acht Proll's, nur knapp unter der alkohol-bedingten Komagrenze, auf der Bühne und fackeln den Saal ab!
Zwar haben WCO mit ihren ersten beiden Alben, "Casa Diablo" und "Cencerro Bianco", haarscharf die Jugendschutz-Richtlinien erfüllt, aber wohl keine andere Rock'n'Roll-Kapelle lebt derzeit dermaßen exzessiv "Sex & Drugs & R'n'R". Vom Habitus erinnern mich die Jungs irgendwie an die legendären Punk-Rock-Veteranen THE TUBES und ich denke, dass beide mit dieser Einschätzung bestens zurecht kämen.
WHITE COWBELL OKLAHOMA legen mit ihrem dritten Album "Bombardero" fraglos ihr bislang reifstes Werk vor - eine wilde Mixtur aus Psychedelic-Rock zappa-esker Prägung, 70ies Hardrock, (diesmal etwas weniger) Country, Punk und sogar "proggigen" Elementen. So etwas geht ja nicht, meint ihr? Dann hört erstmal "Bombardero"...
Als Konzeptalbum angelegt, sind die drei Parts des Titelsongs, "Bombardero", die Korsettstangen dieses Silberlings: Intro und Outro sehr space-rockig angelegt, während die relaxte Einleitung des Mittelteils durchaus auf PINK FLOYDs "Animals"-Album hätte erscheinen können. "Keys to the universe" erinnert vor allem bei den irrwitzigen Gesangspassagen an FRANK ZAPPAs Heydays - ansonsten schauen Fee Waybill und seine TUBES frech um die Ecke. Stark auch das heftig rumpelnde "Buried in a desert", bei dem sich die beiden Lead-Sänger Clem Clemson und 'The Sergeant' zu mächtigen Riffs die Gesangsparts sprichwörtlich um die Ohren schlagen. Leider ist 'The Sergeant' nach den Aufnahmen zu "Bombardero" ausgestiegen und wird gesanglich wie menschlich schwer zu ersetzen sein.
"Polecat" und "Ground down" bieten Southern-Rock der etwas härteren Gangart, bevor mit "Frankenstein" DER Monster-Track dieser Scheibe abgezogen wird. Dieses Cover EDGAR WINTERs, ein Instrumental übrigens, ist völlig abgedreht und hätte den TUBES bestens zu Gesicht gestanden. Leider ist die Laufzeit der Scheibe mit wenig mehr als 40 Minuten etwas knapp bemessen - gerne würde man mehr von solchem verrückten WCO-Stoff hören...
FAZIT: Solange noch acht solcher schrägen Vögel in ein Studio gelassen werden, ist mir's um die Zukunft des Rock'n'Roll nicht bange. Nun ist den Liner-Notes nicht zu entnehmen, in welchem Zustand sich das Studio NACH den Aufnahmen befand. Hotelzimmer scheinen jedenfalls des Öfteren in renovierungsbedürftigem Zustand hinterlassen zu werden.
Wer an musikalischem Einheitsbrei interessiert ist, wird an WHITE COWBELL OKLAHOMAs "Bombardero" wenig Freude haben. Alle Musikverrückten, die sich ihre Experimentierfreude bewahren konnten, werden mit einem wahren Bombardement, einer vollen Breitseite aus allen R'n'R-Rohren bedient.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.09.2009
Bubba Lee "Rooster" Phett
Clem E. Clemsen, The Sergeant
Hollis P. Cartwright III, Clem E. Clemsen, The Cousin Who Hath No Name
The Sergeant, Clem E. Clemsen, Jesse Lactateur
Dingo Von Devereaux
Charles Chainsaw (Lead Cowbell, Chainsaw), The Sergeant (Harp)
Slick Monkey
41:10
21.05.2009