WISZDOMSTONE sind wieder so ein Fall, bei dem es kaum zu glauben ist, dass diese nicht längst unter der Obhut einer Plattenfirma stehen und stattdessen ihr mehr als nur gelungenes Longplayer-Debüt in kompletter Eigenregie fertiggestellt und nun alleine unter das Metaller-Volk bringen müssen. Dabei hat die Band aus Wisconsin mit ihren bisherigen beiden EPs "WisdomStone" (2007) und "The Battle Rages" (2008) doch bereits ausdrücklich belegt, was sie zu bieten hat. Aber vielleicht ist man auf der Suche nach einem geschäftlichen Partner auch nur sehr wählerisch - oder es liegt auch mit daran, dass sich WISZDOMSTONE bezüglich ihres Line-Ups noch ziemlich unbeständig zeigen und sich noch nicht endgültig gefunden haben. Die beiden Macher und festen Säulen sind demnach Gitarrist Ray Luokka und Schlagzeuger Brian Noonan, während Sänger Andre (Beaudot; wird aus mir nicht erkennbaren Gründen nur unter seinem Vornamen geführt) ebenso wie Bassist Don Wolfe bisher nur als Session-Musiker agieren. Zudem sind auf "Rise" auch etliche Gastmusiker zu hören, darunter auch bekannte Namen wie Mike Stone von QUEENSRYCHE (Gitarre im Song "Eyes Open") und Casey Grillo von KAMELOT (Drums bei "Mourning Loss").
Unter Musikern der US-Szene stößt die Musik von WISDOMSTONE also bereits auf Interesse und in der dortigen Melodic-Abteilung hat sie zweifelsfrei auch ihre Wurzeln. Die Band selbst benennt jedoch auch einige europäische Bands als Einflüsse und gerade zu Beginn des Albums kann man diese auch durchaus bestätigen. Man höre sich allein zur Eröffnung den Titelsong mit seinem neoklassischen Gitarrensolo an, das sich seine Inspiration bei skandinavischen Bands wie NOCTURNAL RITES geholt haben könnte. "Floods and Fires" birgt zudem dann noch einige moderne Elemente, aber spätestens bei "Unforgiven" kommt - und das nicht zuletzt durch den voluminösen, ungemein vielfältigen Gesang von Andre, der unglaublicherweise bisher nur in einer lokalen Coverband aktiv war - aber auch ein deutlicher Anteil von SAVATAGE zu Zak-Stevens-Zeiten bzw. CIRCLE II CIRCLE hinzu, der danach auch immer wieder auszumachen ist ("Without Faith", "U Should Not Fear"). Der hochmelodische Refrain der Nummer jedoch ist der ohrwurmseeligste Moment des kompletten Albums und könnte glatt auch einem der letzten Werke von PINK CREAM 69 entliehen sein. Guter Song, als Anspieltipp aber wenig geeignet, da er als solcher doch auf eine falsche Fährte führt.
Denn erst danach legt sich die Band stilistisch eindeutiger fest und tauscht trotz anhaltender Bekenntnis zur Melodie etwaige Oberflächlichkeiten gegen eine getragene Atmosphäre aus. Wenn es etwa bei "Take This Cup" (groß!), "The Sky Is Falling" (auch groß!) und dem epischen "Mourning Loss" (richtig groß!) ebenso intensiv wie progressiver wird, kommen einem neben den unvermeidlichen (logisch, bei den erwählten Gästen) QUEENSRYCHE und KAMELOT ständig auch TAD MOROSE in den Sinn; bei "Rise" schwingt über weite Teile eine gewisse Traurigkeit und unterschwellige Dramatik mit, wie man sie auch von den Schweden kennt. Und obwohl es nicht nur bei Songs wie "The Battle Rages" oder "Eyes Open" wiederholt pompös wird, wirkt dies nie zu aufgebauscht und bleibt fern von klebrigem Bombast. Die Ernsthaftigkeit bleibt stets bewahrt, das Verhältnis in den ausdrucksstarken Songs stimmt einfach.
Die beiden erwähnten EPs sind bis auf den Song "The Blade" vom Erstling übrigens komplett enthalten. Wer zuvor also bereits auf die Band gestoßen ist und diese Erstauflagen besitzt, bekommt hier mit "Rise", "Mourning Loss" und "U Should Not Fear" nur drei komplett neue Songs - wobei sich der Sound durch die Neueinspielung im Vergleich zu den ersten Aufnahmen natürlich merklich verbessert hat.
Das Album - das sich unauffällig in den Texten auch christlichen Themen widmet - erhaltet ihr sowohl direkt bei der Band, als auch bei den einschlägigen Underground-Mailordern.
FAZIT: Wer sich von dem kitschig-sterilen Cover nicht abschrecken lässt und bei "Rise" nicht nur an der Oberfläche kratzt, wird hier mit melodisch-progressiven Power Metal hoher Güte belohnt - speziell als Fan von SAVATAGE und TAD MOROSE sollte man die Höhepunkte von "Rise" unbedingt antesten. Danach wird man die Hoffnung teilen, dass sich WISZDOMSTONE möglichst bald und mit gefestigtem Ensemble (Leute: haltet mir bloß diesen Sänger fest!) auf breiterer Ebene präsentieren werden.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.09.2009
Don Wolfe, Ray Luokka
Andre Beaudot
Ray Luokka
Brian Noonan
Gäste: Matt Schnurer (keys), Casey Grillo (drums), Mike Stone (guitar), Brian Bolle (guitar), Mike Henzig (guitar), Brent Taritas (guitar), Marc Swann (guitar), David Scott McBee (guitar), Dawn Mahuta (guitar)
Eigenproduktion
56:35
01.06.2009