Die niederländischen Gothic-Metaller von WITHIN TEMPTATION zieht es diesmal in akustische Gefilde. Das Album "An Acoustic Night At The Theatre" wurde bei einer Theater-Tournee mitgeschnitten. Diese Auftritte waren ein schon lange gehegter Wunsch der Band, welcher nun in die Tat umgesetzt wurde und durch das Album-Release den Hörern auch außerhalb des Heimatlandes zur Verfügung gestell wird.
Eine E-Gitarre bekommt man auf "An Acoustic Night At The Theatre" nicht zu hören, dafür Begleitung von Streichinstrumenten. Unplugged ist hier die Devise, und vom kompositorischen Standpunkt funktionieren viele der Songs auch in der akustischen Version. Zwar waren mitunter Umarrangements notwendig, doch den ureigenen Charme haben Songs wie "Stand My Ground", "Caged" oder "What Have You Done" nicht verloren. Die Melodien bezaubern unplugged genauso, mitunter vielleicht durch die Darbietung mit Cello und Violine sogar ein bisschen mehr. Sie bekommen dadurch mehr Tiefe.
Sharon den Adels Stimme steht bei diesen Songs noch mehr im Vordergrund als sonst, und das ist auch so ein bisschen der Knackpunkt des Ganzen. Denn ihre stimmlichen Schwächen und manchmal leicht schrägen Töne kommen deutlicher zutage denn je. Bei manchen Stücken gelingt ihr eine intensive, gefühlvolle Performance, bei anderen wiederum nicht. Bei "All I Need" und "Stand My Ground" fallen die Defizite am stärksten ins Gewicht. An der instrumentellen Leistung gibt es dagegen gar nichts zu Mäkeln. Die Musiker und Gastmusiker liefern einwandfreie Arbeit ab.
Die ausgesuchten Songs stammen in der Hauptsache von den letzten beiden Alben "Stand My Ground" und "The Heart Of Everything". Die Anhänger des großartigen Werkes "Mother Earth" werden über die Zusammenstellung vielleicht etwas enttäuscht sein, und an den selbigen Titeltrack wagten sich WITHIN TEMPTATION wohl akustisch nicht heran. Vom ersten Album "Enter" ist gar kein Song vertreten.
Einen ganz neuen Track gibt es übrigens auch noch zu bestaunen: "Utopia" passt sich den emotionalen Klängen dieses Akustik-Albums gut an. Ich bin nur gespannt, ob wir davon auch irgendwann noch eine E-Version hören werden.
Einige Gastauftritte - wie z.B. von Anneke van Giersbergen bei "Somewhere" – bringen meines Erachtens keinen zusätzlichen Reiz. Nur das Duett mit Chris Jones bei "Utopia" ist gelungen.
FAZIT: Es ist mal ein anderes WITHIN TEMPTATION-Album. Für Freunde solcher Akustik-Alben oder emotionaler Klänge allgemein ist "An Acoustic Night At The Theatre" sicherlich eine interessante Alternative. Ich persönlich würde aber dem energievollen Live-Album "Black Symphony" vom vergangenen Jahr jederzeit den Vorzug geben.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.12.2009
Jeroen van Veen
Sharon den Adel
Ruud Jolie, Robert Westerholt
Martijn Spierenburg
Stephen van Hastregt
Sony Music
54:12
30.10.2009