Sicher, die Band agiert durch die Bank hochprofessionell, das Digipak und dessen Artwork könnten edler kaum sein, die Songs sind catchy und vereinen Melodie und Aggression perfekt miteinander, doch A DAY TO REMEMBER machen auf ihrem vierten Werk den Eindruck, als seien sie ein am Reißbrett von Imageberatern, Topproduzenten und Marketingexperten entworfenes Produkt.
Das „wir sind deine besten Freunde“-Bandfoto ist da nur der Anfang, denn der gerade mal mal etwas mehr als eine halbe Stunde währende Zenhntracker wirkt an sämtlichen Ecken und enden anbiedernd. Wie eine Hydra stecken die Jungs ihre obersten Körperenden durch die Sphinktere der Metalcore-, der Emo-, der Metal-, der Screamo-, der Alternative-, der Punkrock-, der Rock-, der Neo-Thrash- und der Pop-Fans, und dabei perlen vor lauter Gleitmittel sämtliche Individualitätsmerkmale ab wie Regenwasser von imprägnierten Lederschuhen.
A DAY TO REMEMBER scheinen allen gefallen zu wollen, und das lässt den Hörgenuss zu einer recht unangenehmen Situation werden. So als wolle einem eine ungewaschene Nervensäge an die Wäsche und scheue nicht davor zurück, ohne Umwege die entscheidenden Körperpartien zu befingern. Oder wie Oma Elfi, die einem ihren Spezialpudding vor die Nase stellt, obwohl man ihr zum zweiten Mal erklärt hat, dass man sich einen Magen-Darm-Virus eingefangen hat. Es stellt sich eine Abwehrhaltung ein und man macht dicht.
FAZIT: Für die Untermalung von Teeniefilmen mag die Musik des US-Quintetts vielleicht taugen, und möglicherweise eignet sich der wohl poppigste Longplayer der Jungs auch dazu, mit dem Skateboard durch die Gegend zu brettern, doch ansonsten hat dieses schwer nach Absatzorientierung riechende Album leider nicht viel mehr zu bieten, das einen zu einem zweiten Hinhören verleiten mag. Und um denen den Wind aus den Segeln zu nehmen, die sagen „Dann gebt die Platte doch jemandem, der was damit anfangen kann!“ sagen werden: Kann ich, doch ich erwarte eine gewisse Glaubwürdigkeit von Bands. Klingt anmaßend, spekulativ, destruktiv und null objektiv? Dann soll es so sein.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.12.2010
Joshua Woodard
Jeremy McKinnon
Neil Westfall, Kevin Skaff
Alex Shellnutt
Victory Records
32:56
12.11.2010