Reifert und Co. haben sich nach dem 2007er-Album „Horrorhammer“ ein bisschen Zeit für ihren neuen Schlag gelassen. Untätig war der AUTOPSY-Nachfolger zwar keineswegs – denn in regelmäßigen Abständen released die Band Split-Veröffentlichungen auf den verschiedensten Kleinstlabels.
Stilistisch zeigt sich das Quartett wenig gewandelt, ist aber auch auf Album Numero sechs um Vielfalt in ihren selbstgesteckten Grenzen bemüht. Sprich - neue Freunde und Anhänger dürften sich ABSCESS auch diesmal kaum machen. Das ist keine Musik für Kids, und so wird man sich wohl kaum in die jugendlichen Herzen von Deathcore-Anhängern und Ähnlichem spielen. Dafür ist der Sound zu dünn, die Musik zu old-school und kein bisschen kommerziell angelegt. Bodenständigkeit dominiert, und es wurde im Studio nur das aufgenommen, was die Band auch zu leisten im Stande ist. Also sucht man Trigger und irgendwelche Sprach-Sounds vergebens. Old-School-Liebhaber bekommen jedoch wieder einen ganzen Sack voll kultiger Schmuddelsongs, wie man es von den Amis gewohnt ist.
In diesem Zusammenhang von 'Hits' zu sprechen, ist vielleicht etwas fehl am Platze, aber 'Torn From Tomorrow' und das schleppende 'Dead Haze' sind schon großartige Nummern auf „Dawn Of Inhumanity“. Zumal gerade erstgenannter Song sofort mit seinem Riffing überzeugt und sich sein fieser Refrain schnell in die Gehörgänge brennt. Die Atmosphäre, für die bereits AUTOPSY berüchtigt waren, erschaffen auch ABSCESS grandios – vor allem in den langsamen fast doomigen Passagen. Reifert` s unverkennbarer Gesang tut zudem sein Nötiges, um den Gruselfaktor zu erhöhen. 'Never Sane Again' ist ein Paradebeispiel hierfür.
FAZIT: Sick Death Metal at it`s best. Wer AUTOPSY und ABSCESS bisher etwas abgewinnen konnte, der kommt auch an „Dawn Of Inhumanity“ nicht vorbei. Im Zeitalter von überproduzierten, gehypten Death-Metal-Platten ohne Substanz sind ABSCESS wahrscheinlich die authentischste Eiterbeule auf dem ganzen Planeten. Seit Jahren krank bis ins Mark und völlig unheilbar.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.03.2010
Joe Allen
Chris Reifert, Clint Bower
Danny Coralles, Clint Bower
Chris Reifert
Peaceville Records
52:31
19.03.2010