Nach einem Intro packen ABSOLACE modernes Riffing gleich im Titeltrack aus und legen rasch mit harmonischer Schamanenstimme - bisweilen angezerrt - nach. Die sind Scheite auf spirituelle Feuer, welche viele nicht mehr so zeitgenössischen US-Bands einst entfachten. Dieser Newcomer streckt die Flammen durch Keyboard-Säuseln, aber sie wärmen nicht sonderlich.
"White Lies" beginnt wie ein Stammesritual mit Klopfgeräuschen. Riffs werden vergleichbar mantrisch wiederholt, was man gerne auch langweilig nennen und über die Gesamtlänge der Scheibe hinweg immer wieder erwarten darf. Nadim Jamal zerhackt seine Wörter zu gewollt aggressiv geshouteten Silben und gibt den vordergründigen Rhythmen zusätzlichen Drall, wobei Melodien definitiv zu kurz kommen und für Nachhaltigkeit im Kopf nicht gesorgt ist. Die Refrain-Ausbrüche tönen nach TOOL ohne Feingefühl. "Wade" kann man auf gut Deutsch auch "Fade" nennen in seiner Leutseligkeit: atmosphärisches Geschwurbel mit traurigem Nölen, für welches einmal mehr die ruhigen Pausen auf diversen Modern-Metal-Scheiben Pate standen. Auch das längere "Apogee" stellt dem Titel zum Trotz mitnichten den Gipfel der ABSOLACEschen Kompositionskunst dar. Die Musiker dehnen ihr Akkordgeschiebe unnötig und erneut mit auf den Tasten eingeschlafenen Fingern aus. Gen Ende gelingt ihnen zumindest halbwegs eine bedächtige Dynamiksteigerung, die allerdings hinter großen Erwartungen zurückbleibt und sich nicht schlüssig auflöst (Brummsummwaber ein weiteres Mal ...). Ungleich ruppiger startet das zehnminütige Anschlussstück. Hier verlieren ABSOLACE den Faden beinahe überhaupt nicht, würden sie bloß das Pick-über-die-Saiten-Kratzen zum Schluss lassen, das eingedenk des folgenden Hüpf-mit-uns-Riffs für Gähnen beim Hörer sorgt.
"Breathe" gleicht "Wade" als redundanter Leisetreter; sein riffiger Anhang zieht gleichfalls niemandem von den Genregrößen im Bereich vermeintlich aktualisierter Progrock-Musik (oftmals sowieso eher ein Lippenbekenntnis als tätkräftig umgesetzte Neuerung) die kompositorische Wurst vom Teller. Wenn man dies hier mit PORCUPINE TREE oder neueren melancholischen Bands aus Osteuropa (RIVERSIDE etc.) vergleicht, so stimmt die Parallele, solange man ABSOLACE in dieser Kategorie unter "gewollt, nicht gekonnt und schlecht kopiert" einordnet.
FAZIT: Dubai und deren Vertreter ABSOLACE brauchen keinesfalls Entwicklungshilfe oder einen Exotenbonus. Ohne es schönzureden, ist "Resolve[d]" ein spannungsarmes Konstrukt aus Versatzstücken von neuerem Befindlichkeits-Prog (Emo-Artrock?) beziehungsweise Fettriff-Metal ohne Wiedererkennungswert oder emotionale Höhepunkte bei gleichzeitig durchschnittlicher Musizierkunst und eklatanter Ideenarmut geworden.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.11.2010
Greg Cargopoulos
Nadim Jamal
Jack Skinner
Kyle Roberts
Greg Cargopoulos
Just For Kicks
41:49
05.11.2010