Es gibt inmitten des unüberschaubaren „schneller, krasser, böser“-Death Metal-Meeres tatsächlich noch ein paar Bands mehr, die sich in den unteren und mittleren Temporegionen bewegen. Die Jenaer ABYZZ, seit 1994 aktiv, werden mit dem exzellent produzierten Neuwerk „Empusa“ so einige Oldschool-Fans begeistern, die sich auf Konzerten beim Headbanging kein Schleudertrauma zuziehen und ihr Bierchen während des Mattenkreisens festhalten möchten, ohne dem Nachbarn das neue Shirt vom Merch-Stand vollzukleckern.
Etwas überrascht war ich von der neuen Scheibe der Buben ja schon, denn das 2004er Werk „Warmasutra“ kam bei mir nicht all zu gut weg, da es noch viele Mängel aufwies, völlig planlos klang und teilweise ganz schön grauenvoll umgesetzt wurde. Besonders spieltechnisch lag seinerzeit noch einiges im Argen, und der Sound jener Scheibe war – geschmeichelt gesagt – schrottig. Aber seitdem hat sich viel getan.
Die Einflüsse sind vielschichtig, so schwirren sowohl BENEDICTION als auch BOLT THROWER, JUNGLE ROT, SIX FEET UNDER, langsame HYPOCRISY, frühe doomige EDGE OF SANITY, PARADISE LOST zu ihren Urzeiten, RUNEMAGICK und ähnlich gelagerte Kapellen als offensichtliche Referenzen durch die Assoziationsmaschine. Ab und zu schleichen sich auch mal ein paar dezente Black Metal-Elemente ein, die das Ganze etwas auflockern.
Trotz allem bewahren sich die fünf Dampfwalzen-Meuchler ihre Eigenheiten, außerdem sind ABYZZ ein ganzes Stück melodischer und abwechslungsreicher unterwegs, als es die eng gesteckten Genregrenzen zuzulassen vermögen – ein dickes Plus, welches die Band etwas von ihresgleichen abhebt. Lediglich die Texte hätten gerne mit etwas weniger Phrasen durchsetzt sein dürfen, denn diese lesen sich manchmal beinahe wie eine abgeschriebene Lektion 3b aus dem Lehrbuch „Thrash- und Death Metal-Lyrics für Einsteiger“. Ernsthaft stören tut das bei den Thüringern aber nicht.
Gegen Ende der dreiviertelstündigen Scheibe wirken die monotonen Vocals (80% Growls, 20% Eintonbrüllgesang) etwas ermüdend, doch wirklich kritisieren kann man das eigentlich nicht, denn a) macht Shouter Arno seinen Job gut und b) glänzen Willets, Ingram, Barnes und wie sie alle heißen ja auch nicht gerade mit Variabilität.
FAZIT: Brutal, eingängig, simpel, knallt ganz gut.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.12.2010
Matze
Arno
Krusty, Sebastian
Bolzen
Eigenproduktion
45:52
2010