Ein stattliches Portfolio sowie einen süßen Italo-Akzent besitzt BARBARA RUBIN neben ihrer Affinität zu Tori Amos zweifellos. Auf diesem durchgängig ruhigen Album feiert sie mit üppigem Helferkader eine recht intime Party, die weder abstößt noch wirklich mitreißt ... würde man wohl unter "Contemporary Female Vocals" einordnen, denn weder Pop noch Rock greifen zur Schubladeneinordnung so richtig. Eines verspräche Verkaufspotential, das andere Zupack, doch keinen dieser Ansprüche erfüllt "Under the Ice".
Die klassische Musikausbildung der Südländerin bedingt bereits, dass die Stimmung ihres Albums eine ernste und nachdenkliche ist. ADS-Geschädigte legen dies gerne als Gleichförmigkeit aus und haben damit definitiv einen Fuß in der Tür, gleichwohl sich dynamisch einiges auf "Under The Ice" tut; schließlich ist gerade die Mitteletappe der Songs mit kammerorchestralen Arrangements gespickt und klanglich ansprechend inszeniert. Die Arrangements bleiben hingegen kompakt, wenn auch nicht zudringlich poppig.
"Liar" stimmt nur verhalten härtere Töne an und lässt durchblicken, dass BARBARA RUBIN auf diesem Terrain noch kaum Erfahrung besitzt. Der rockende Anteil beruft sich - passend zum veröffentlichenden Label - auf symphonischem Progrock verhaftete Synth-Einsätze, wiewohl diese niemals zu euphorisch losjubeln - über allem wacht nämlich die Songmutter mit ihrer warmen Stimme, der im Fastfood-Musikkonsum von heute die markante Note - sprich Hooks mit dem Zaunpfahl - weitgehend abgeht.
So täte RUBIN gut daran, in Zukunft eingängige Melodien zu komponieren, sodass der Hörer nicht zwingend intensiv lauschen muss, um die gewiss tiefgründige Botschaft sowie das beflissene Drumherum schätzen zu lernen. Ansonsten schadet natürlich der Tritt in den Hintern an mancher Stelle auch nicht ... ist schließlich auch im Abendkleid und mit den Hochhackigen erlaubt. Fasst man das "Zuhören Müssen" zudem als Qualitätsanspruch auf, gibt man gerne ein, zwei Punkte mehr zu den untenstehenden; den Rezensenten indes berührt die Stimme zu wenig.
FAZIT: BARBARA RUBIN legt mit "Under The Ice" ein verhaltenes Album vor, das eher Fans kleiner E-Musik-Ensembles mit Gesang ansprechend dürfte als ein U-Musik-Publikum mit Hang zu extrovertiert auftretenden Frontdamen. Dazu ist die Musik der Italienerin zu sperrig und kaum Rock- oder Popformat-kompatibel. Ohrenschleifer sind nach Goutieren der Scheibe jedenfalls nicht im Gedächtnis geblieben.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.04.2010
Andrea Garavelli, Antonella Morrone
Barbara Rubin
Alberto Rondano, Paolo Bartaro
Barbara Rubin, Simone Morandotti
Simone Morandotti
Barbara Rubin (violin, viola), Claudia Ravetto (cello), Sara Morandotti (flute)
btf.it
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28.04.2010