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Battalion: Underdogs

Stil: Thrash Metal

Cover: Battalion: Underdogs

Es war einmal ein Ulrichlein,
dänisch, klein und leicht gemein,
das wollte gern Metaller sein.

So gab es eine Anzeige auf,
und war dafür auch zu beneiden,
denn es meldeten sich darauf
Fans von Diamondhead und Maiden.

Alsbald war der Hetfield da,
kleiner noch, als man ihn heute kennt.
der Rest ist die Geschichte einer großen Band.
Die Band, die heißt METALLICA.

Eine wahre Geschichte aus den Achtzigern, die man heute ganz sicher keinem Freund des Metals mehr erzählen muss. Klar, der Einfluss der möglicherweise erfolgreichsten Metalband aller Zeiten ist immer noch unschätzbar groß. Klar auch, dass sich viele angehende Musiker irgendwann in ihrer Jugend mal gewünscht haben, wie James Hetfield oder Lars Ulrich vor Tausenden von eingeschworenen Fans auf der Bühne zu stehen. Aber wie viele ernstzunehmende Bands versuchen heute noch, METALLICA zu s-e-i-n?

„Underdogs“ vom Schweizer BATTALION (oder schreiben wir es besser innen mit kleinen Buchstaben und an den Flanken mit großen?) zeigt, wie ein solcher Versuch aussehen könnte. Angeführt von hochoriginellen Songtiteln wie „Thrash Maniacs“ und „Headbangers“ sind es selbstredend headbangende Thrash Maniacs, die sich da schwarz auf weiß ihr eigenes Monument errichten. Und dann überschreibt eine detailgenaue „Masters of Puppets“-Kopie mal eben zwei Jahrzehnte Musikgeschichte. Die rücksichtslose „Battery“-Power, das „Orion“-Instrumentalgeflirte, per pathetischer Sprechpassage in „Stalingrad“ auch der Erzählerappeal von „One“ („…And Justice For All“) und manchmal, in den wenigen moderneren Augenblicken, sogar ein Stück „(Re)Load“-Blues und Hard Rock, den METALLICA-Puristen schon im Original nur mit einem trockenen Würgen herunterbekamen. Jedes Riff, jeder Laut-Leise-Wechsel, jede Gesangslinie, jedes Solo scheint abgepaust, manche Textzeile („Ash to Ash, Dust to Dust“) gar per Copy & Paste eingefügt. Wenn man unbedingt mag, kann man die Einflüsse noch auf die „Big Four“ ausweiten (neben METALLICA noch MEGADETH, ANTHRAX und SLAYER, wobei letztere eigentlich nur der Form halber genannt werden dürfen), das wäre dann aber auch schon fast das Ende der Fahnenstange.

Es ist die vollkommene Abstinenz von Intertextualität, die „Underdogs“ auf so eine unfreiwillig komische Art und Weise oldschool wirken lässt: von Augenzwinkern keine Spur, und wenn man es nicht besser wüsste, man könnte annehmen, die Jungs hätten die letzten zwanzig Jahre in einem Labor verbracht und seien von allen äußeren Widrigkeiten abgekapselt worden – einige der Bandmitglieder hätten dann allerdings ihr ganzes Leben dort gelebt, so jung sind sie.

Umso ehrenwerter ist freilich der Blick in die Musikgeschichte, den man heutzutage allzu oft vermisst, gerade bei derart jungen Musikern. Doch beim Schmökern in den Geschichtsbüchern die eigene Identität aus den Augen zu verlieren, ist die Falle, in die BATTALION mit Karacho düsen. Wer so verbissen dem Vergangenen hinterherjagt, der muss sich fragen lassen, was am eigenen (Un?)Vermögen denn so schlimm sein kann, dass man es so konsequent ausgrenzt.

Dramatisch ist daran, dass „Underdogs“ trotz allem auch noch recht gefällig rüberkommt, was den reinen Unterhaltungswert angeht. Der Hund liegt in dem falschen Grundton begraben, der in jeder Nuance – vom Bandlogo samt 08/15-Bandnamen über die Songtitel zum Gesangsstil, den Texten und dem Aufbau der Songs – in einer Idolverehrung an die großen METALLICA mündet. Dass es darüber hinaus an BATTALION nichts anzupreisen gibt, macht schon der Promoflyer klar, der stichpunktartig die Vorzüge der Band auflistet:
- “Very good and independent songs?” Auslegungssache.
- „Very good and young musicians, which you can idolize?” Mag sein, zum Idol erklären kann man aber auch Daniel Küblböck. Oder eine Flasche Meister Proper.
- „Catchy Cover?“ Ohne Frage, doch wird der Esel auch mit Make Up noch längst nicht zum Hengst.
- „!!!Live-Killer!!!“? Stellt niemand in Abrede, hilft der Studioaufnahme aber auch nicht weiter.

FAZIT: Mit Musik ist es wie mit Menschen: Steht sie dir nahe, kannst du sie lieben oder hassen. BATTALION stehen Thrash-Fans ganz sicher nahe, doch die werden mit sich ringen müssen, ob sie die Thrash-Leidenschaft der jungen Band vorbehaltlos teilen oder sie des größten künstlerischen Kapitalverbrechens überhaupt bezichtigen sollen: des mehrwertlosen Kopierens. Aber immerhin – kalt lassen BATTALION bestimmt nicht.

Punkte: 5/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.02.2010

Tracklist

  1. Thrash Maniacs
  2. Headbangers
  3. Running Alone
  4. Wings of a Demon
  5. T.F.F.M.
  6. Bullets & Death
  7. Stalingrad
  8. Interlude
  9. Beggars Right
  10. Dictators of Stone
  11. Defenders

Besetzung

  • Bass

    Lukas Marti

  • Gesang

    Silvan Etzensperger

  • Gitarre

    Silvan Etzensperger, Cyril Etzensperger

  • Schlagzeug

    Samuel Riedener

Sonstiges

  • Label

    Silverwolf Productions

  • Spieldauer

    47:53

  • Erscheinungsdatum

    26.02.2010

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