BEEHOOVER sind nicht so hip wie vor einiger Zeit noch DEATH FROM ABOVE 1979, weil sie weniger das Indie-Publikum ansprechen (obwohl die neue "Intellektualisierung" des Metal durch die Medien von Alternative und Co. deren Klientel auch zu den Spitzohren von Exile On Mainstream zieht), indem sie als Gitarren-Bass-Experiment ständig die traditionelle Doom-Note mit einfließen lassen: BLACK SABBATH statt Tanztempel also …
Diese Einschätzung rührt vor allem vom Gesang und der pentatonischen Anlage des Tonmaterials her, ganz zu schweigen von überdurchschnittlichen, aber immer rechtfertigbaren Songlängen. Letzteres belegen die Vocalhooks sowie - solange man rein instrumental verbleibt - zahlreiche Ausweichmanöver rhythmischer wie klanglicher Natur (ja, ein Bass muss nicht immer nur brummen) gegen den langweiligen Ernst. Kurz: "Concrete Catalyst" macht Spaß und ist speziell beim leichtfüßigen "Five Minutes of Resistance" unwiderstehlich, so man als Zährock-Fan nicht ständig die saure-Gurken-Zeit heraufbeschoren hören möchte.
"Sultana" legt in jeder Hinsicht eine Schippe drauf: unbeschwerte Schwere sozusagen, mit schlüssigen Breaks zur Intensivierung des mussichwiederhörn-Gefühls. Dem euphorischen Ende ist der "Rocking Chair" hintangestellt, ein ruhiges und in der ersten Hälfte nach Ballade klingendes Stück … schrammelt da nicht wer die Akustische? - Wie dem auch sei: die Verflechtungen und der dominante Bass versprühen immer auch ein wenig TOOL-Flair, obwohl BEEHOOVER natürlich nicht zwingend in deren Schule gesessen haben. Fortschrittlich wie griffig gerät "A Poem" danach trotzdem, "Counted Is Bygone" wunderbar kratzig (Ingmar Petersen nölt eben weder ständig dröge herum, noch grummelt er verdrossen; vielmehr hat er sich Gedanken über das gemacht, was er sagen will, wo anderer sowieso nichts Konkretes (hier dem Albumtitel zum Trotze mehr als nur Architektur) zu vermelden wissen.
FAZIT: Mittlerweile beherrschen BEEHOOVER die atmosphärische Steigerung ihres Zweimann-Doomrocks mit Anspruch aufs Weiterdenken noch besser; ihre Songs evozieren eine Menge Stimmungen, die man nicht lapidar in Schubfächer stecken kann. Das macht "Concrete Catalyst" zu einem assoziationsfreien (gerade was Genres angeht) Stück guter Musik, bei welcher man sich fragt, wie die Erzeuger mit einem dritten Mann wie John Paul Jones klingen würden. Slidebass, Zwölfsaiter? - Wäre doch mal ’ne Option …
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.09.2010
Ingmar Petersen
Ingmar Petersen, Claus-Peter Hamisch
Claus-Peter Hamisch
Exile On Mainstream
49:52
03.09.2010