Zurück

Reviews

Behind Closed Doors: No Exit

Stil: Moderner Artrock

Cover: Behind Closed Doors: No Exit

"»Majestätische Songs ... in melancholische Melodien gehüllt ... berauschende Klänge ... Klangstrudel mit großer Tiefe ... wuchtige Gitarrenriffs erden die Rockmusik ... Soundscapes ...« Es ist einfach unmöglich, mit solchem »blablabla« Musik zu beschreiben, man muss sie hören, fühlen, reflektieren." Ganz genau, und dann merkt man, dass BEHIND CLOSED DOORS mitnichten die "new prog experience" sind.

Die strippenziehenden Hannoveraner arbeiten mit verschiedenen Musikern zusammen, um ihre Ideen umzusetzen. Dabei greifen sie vor allem auf die Sangeskünste von Lez Smith sowie in geringerem Maße Lee Robertson zurück. Dessen entspanntes "Behind Closed Doors" gibt die ruhige Ausrichtung des Projekts vor. Prog-Tendenzen mag man ihm eingestehen, doch stimmungsmäßig unterscheiden BEHIND CLOSED DOORS sich ebenso von diesem Genre wie hinsichtlich ihrer Fokussierung, die eben nicht im Erkunden von musikalischem Neuland oder virtuosen Performancegrenzen liegt. Vielmehr geht es um Atmosphäre, und diese entspricht durchaus dem Zeitgeist, gerade bei den von Smith dargebotenen Liedern. "In Yr Head" spricht mit rauchiger Stimme an, wohingegen die "riffläktschen" geradewegs aus Nachbar Klaus Meines Mund stammen könnte. Dessen ungeachtet darf man viel zeitgenössisches Geplucker bestaunen oder angähnen - je nach Gemütsneigung. Die Stimmen stehen an erster Stelle, in "Makin' Waves" als Sprechgesang, und orientieren sich generell recht deutlich am Trip Hop - etwa von PORTISHEAD -, allerdings ohne dessen unterkühlte Erotik. "Peace Of Mind" fällt in diesem Kontext regelrecht einschläfernd aus, wo die Protagonisten des besagten Genres es mit Spannung knistern lassen.

Die Zeitlupen-Leads machen den Prog-Bock nicht fett, wenn man von den dadurch stichhaltigen PINK-FLOYD-Bezügen absieht. "Thin Line" gerät ausschweifend, soundtrackartig und durchaus spannend mit seinen teilweise verzerrten Ausbrüchen. Wenn daraufhin "The Individuals" ebenfalls modern riffig ertönt und man die Gesangsgesten der Mikrofonschwinger mit in die Gleichung aufnimmt, stehen BEHIND CLOSED DOORS aber nur gewollt cool da. Ein wenig krampfig klingt das alles, aber wenn die Stücke abzüglich der genannten am hinteren Zipfel nicht so blutarm und gleichförmig wären, könnte das Projekt speziell ob der starken Stimmen mehr Potenzial entfalten. Dieses steckt nämlich zweifellos in ihm.

FAZIT: BEHIND CLOSED DOORS rangieren zu unbeweglich zwischen neuem Artrock und einem Verständnis für Trip Hop, welches sich jedoch in einem weniger artifiziellen, sprich handgemachten Sound äußert. Wo der Gesang durchweg überzeugen kann, langweilt der überwiegende Teil der Kompositionen. Die Flucht aus der prätentiösen Coolness-Starre könnte der Combo beträchtlich auf die Sprünge helfen, da sich ihr angespanntes Songwriting dadurch mutmaßlich auflockern würde.

Punkte: 8/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.12.2010

Tracklist

  1. No Exit
  2. Behind Closed Doors
  3. In Yr Head
  4. S.O.S
  5. Makin' Waves
  6. Dragon's Eye
  7. Conspiracy
  8. Peace Of Mind
  9. Here And Now
  10. Thin Line
  11. The Individuals

Besetzung

  • Bass

    Steve Read

  • Gesang

    Lee Robinson, Lez Smith

  • Gitarre

    Michael Narten

  • Schlagzeug

    Marcus Mientus

Sonstiges

  • Label

    ASR

  • Spieldauer

    43:12

  • Erscheinungsdatum

    10.12.2010

© Musikreviews.de