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Beissert: The Pusher

Stil: Sludge / Doom / Rock

Cover: Beissert: The Pusher

Das Label Agonia geht dem Black Metal fremd: BEISSERT treiben sich bereits seit längerem im Feld zwischen Schwergewichten wie CROWBAR und der amerikanischen Southern-Metal-Posse herum - allerdings mit der Prämisse, getreu ihrer Herkunft sächsischen "Blood Rock" zu spielen. Nun denn …

Psychotisch gerät der erste Eindruck beim Titeltrack, der mit von einem kleinen Mädchen gesprochenem Zwischenpart verstört und in seiner Schroffheit die weitere Richtung nicht so recht vorgibt. "Die Dunkelheit uns mit sich nimmt" überrascht dann nämlich mit beseelt melodischen Vocals und coolem Groove. Nach dem folgenden Piano-Stück kehren BEISSERT im treibenden Beat zarte Thrash-Wurzeln hervor, gleichwohl ohne die harmonischeren Bestandteile der Vocals und Klampfen ad acta zu legen. An den unwirschen Chorus muss man sich allerdings gewöhnen. Die zweisprachigen Titel bedeuten übrigens nicht, dass es in den Texten ähnlich zugeht; man singt Englisch. "Unaussprechlichen Kvlten" bezieht sich zudem stimmungsmäßig - anders als der Name vermuten lässt - zwischen indianischem Stammesritual und ansprechendem Rocksong eher nicht auf H.P. Lovecraft. Um breite Anerkennung buhlt man ohnehin nicht; in "Uphillfight Against the Sun" beispielsweise verbaut die Gruppe sich den Weg ins Ohr der Masse zum wiederholten Male, da ihr Bandchef das Grölen nicht lassen kann. Andererseits klingt dies wiederum wunderbar ohne Taschenrechner entworfen. Das hintere Zipfel von "The Pusher" ist aber eindeutig stärker als der Beginn: "Durch die Haare in das Kind" lehnt sich hinaus bis auf Josh Hommes Betätigungsfelder - textlich teilweise ähnlich dadaistisch mit "Uh-Uhs" - und lädt aufs Tanzparkett ein, wo der Frontmann zum Falsettgesang die Oberschenkel zusammenkneift - fast schon ein echter Hit. "Eerie Discipline" nennen BEISSERT ihr angestammtes Themenfeld: die Düsterkeit wird hier jedoch mit den melancholisch trotzigen Vocals gleich ein wenig heimeliger für den Hörer. Passenderweise ist der Track luftiger arrangiert (ruhig ausladende Leadbridge mit akustischen Gitarren am Ende), um den Kontrast zum deftigen Anschlusssong zu intensivieren, welcher den im angestammten Metier üblichen Hardcore-Ansatz betont; im Mittelteil hat das Ganze sogar kurzzeitig etwas von HELMET, gerät im Abgang aber ziemlich episch.

Wer bei "Yggdrasil" an Wikingerstuss denkt, irrt. Beinahe schon sonnig jubilieren BEISSERT - weiterhin mit bittersüßer Note natürlich - im melodischsten Stück der Scheibe. Danach schwingen sie erneut die Peitsche; dieses Konzept zwischen Grobheit und Gefühl hat das Quartett dem Hörer spätestens an dieser Stelle verständlich gemacht, sodass man sich während des fast neunminütigen Abschlusses - einem herausgejammten, triumphalen Ende - auf einen weiteren Durchgang mit nunmehr gefallenem Groschen freut und angesichts der Pressevergleiche zu gewissen Reitern aus der ostdeutschen Nachbarschaft der Band an den Kopf fassen muss.

FAZIT: BEISSERT kalkulieren nichts und gewinnen am Ende mit einer durchaus als originell zu bezeichnenden, unprätentiösen Variante dessen, was Gruppen wie DOWN mit rotem Nacken zelebrieren - "The Pusher" vercheckt gewissermaßen ein Leipziger Allerlei aus Stoner-Rock sowie zwei Messerspitzen Rotzpunk und Metal. Das schmeckt verschroben, bewahrt sich optisch wie textlich eine gesunde Eigenwilligkeit, darf aber gerne wiederholt auf die heimische Tafel.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.05.2010

Tracklist

  1. The Pusher
  2. Die Dunkelheit uns mit sich nimmt
  3. Die fabelhafte Welt der Agonie
  4. Saxon:Blood:Rock
  5. Uphillfight Against the Sun
  6. Unaussprechlichen Kvlten
  7. Durch die Haare in das Kind
  8. Eerie Discipline
  9. Aal ins Gekroese
  10. Yggdrasil
  11. Bloodsown
  12. Gedanke und Erinnerung

Besetzung

  • Bass

    Hornung

  • Gesang

    Beissert

  • Gitarre

    Boldog

  • Schlagzeug

    Schiebert

Sonstiges

  • Label

    Agonia / Twilight

  • Spieldauer

    50:22

  • Erscheinungsdatum

    21.05.2010

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